Gesundheit

Keine Angst vor Wechsel bei Kunst-Gelenken

Werner Becher und seine dritte Hüfte
Meerbusch-Lank. Es gibt Menschen, die Angst vor einem ersten Wechsel eines künstlichen Gelenks haben – Werner Becher gehört nicht dazu. Der jetzt 81-Jährige hat gerade im St. Elisabeth-Hospital Meerbusch-Lank zum dritten Mal ein künstliches Hüftgelenk auf der linken Seite eingesetzt bekommen. „Auch wenn ich keine Schmerzen hatte, durch die Lockerung der Hüfte musste ich viele Einschränkungen hinnehmen. Ich habe stark abgebaut – mir fehlte Lebensqualität“, berichtet er. Privat-Dozent Dr. Tim Claßen, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Orthopädische Rheumatologie, operierte ihn.
Werner Becher spielte früher aktiv Fußball und war engagierter Leichtathlet. Der Preis: bereits mit 40 Jahren musste er sich zum ersten Mal einer Hüftgelenk-Ersatz-Operation unterziehen. Dieses Gelenk musste allerdings nach sieben Jahren ausgebaut werden, da es sich gelockert hatte.
Der Einbau einer zweiten Hüfte war danach nicht unmittelbar möglich. „Das ist ungewöhnlich und wird heutzutage nur in absoluten Ausnahmefällen so durchgeführt und auch nicht über so einen langen Zeitraum“, erläutert Tim Claßen. „Ich habe mich sieben Jahre mit Schuh-Erhöhungen beholfen, bis ich 1991 dann meine zweite „neue“ Hüfte bekam“, erzählt er. „Eine Haltedauer von 27 Jahren für ein künstliches Gelenk ist schon sehr gut“, urteilt Tim Claßen. Normalerweise halten die Kunst-Gelenke – je nach Beanspruchung – durchschnittlich 15-20 Jahre.
Ammenmärchen zum Wechsel
Tim Claßen räumt im Gespräch mit seinen Patienten auch mit dem Ammen-märchen auf, dass man ein Kunstgelenk nur einmal wechseln kann. „Das ist Unsinn und an der Realität vorbei. Es gibt keine Beschränkungen bei der Anzahl. Ein erfolgreicher Wechsel hängt immer mit der vorhandenen Knochensubstanz zusammen. Ist sie in Ordnung, kann so oft gewechselt werden wie notwendig. Ist sie desolat, ist es eventuell nicht mehr möglich.“
Entscheidung für St. Elisabeth-Hospital
„Mein zweites Hüftgelenk hielt bis jetzt, auch wenn die beiden letzten Jahre eine Katastrophe waren“, berichtet Werner Becher. „Ich hätte mich schon längst operieren lassen sollen.“ Denn die Führung wackelte, er wurde immer schiefer beim Gehen, auch sein linkes Bein verkürzte sich immer mehr. „Die Pfanne hat sich bei Herrn Becher durch die Lockerung nach oben bewegt. Dadurch litt die Knochensubstanz“, weiß Tim Claßen.
Dass die Entscheidung für den Brüggener, der immerhin rund 55 Kilometer von der Meerbuscher-Klinik entfernt lebt, gefallen ist, hat zwei Gründe: Zum einen ist seine Nichte Sekretärin von Dr. Claßen und empfahl ihn ihrem Onkel, zum anderen riet ihm auch sein Kardiologe, sich für diese Klinik zu entscheiden.
Zwei Monate später: keine Gehhilfen
Nach erfolgreichem Eingriff machten Werner Becher die emotionalen Auswirkungen der Operation zu schaffen. „Ich war die ersten Tage danach ganz schön niedergeschlagen“, berichtet er. „Dazu hatte er auch jedes Recht“, betont der Chefarzt. „Durch den bevorstehenden Eingriff ist ein Patient schon sehr angespannt. Ist die Operation vorbei, fällt diese Last dann von ihm ab.“
Heute, zwei Monate nach dem Eingriff, läuft Werner Becher bereits ohne Gehhilfen. Und bewegt sich völlig flüssig. „Herr Becher ist ein Vorzeige-Patient“, lächelt Tim Claßen. „Er ist so fit, dass es ihm auch im Krankenhaus schnell gut ging.“
Zu Hause entspannt sich Werner Becher nun bei seiner Märklin-Eisenbahn und wird in Kürze, gemeinsam mit seiner Frau, wieder mit dem elektrischen Fahrrad unterwegs zu sein. Auch die nächsten Urlaube sind bereits in Planung. „Das Leben hat mich wieder. Jetzt habe ich wieder die Lebensqualität, die ich mir wünschte“, freut er sich.
Empfehlung
„Jedem Patienten mit einem Kunstgelenk empfehle ich, regelmäßige Röntgenkontrollen des Implantats machen zu lassen.“ Dabei seien die Knochensubstanz und der Sitz des neuen Gelenks sichtbar und eine eventuell notwendige Operation würde früher durchgeführt werden können, ohne dass die Knochensubstanz geschädigt wird.
Werner Becher wird sich an den Rat halten, auch wenn er hofft, dass das linke Hüftgelenk bis an sein Lebensende nicht mehr gewechselt werden muss. Aber das rechte Gelenk, das 2003 ersetzt wurde, ist „ja erst 15 Jahre alt“, lacht er. „Darauf werde ich jetzt besonders aufpassen.“
Bildzeile:
Völlig entspannt demonstriert Werner Becher seinem Arzt, Dr. Tim Claßen, wie beweglich er nach dem Einsatz seiner neuen Hüfte ist.
Foto: Ulli Dackweiler

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