Duisburg

Ausbildung konstant trotz wirtschaftlich schwieriger Lage

Arbeitskreis des Unternehmerverbandes mit Ausbildungsverantwortlichen in der Rhein-Ruhr-Region tagte bei Benteler in Dinslaken

Anpacken statt meckern – das war der einhellige Tenor unter Ausbildungsverantwortlichen in der Rhein-Ruhr-Region. Sie kamen zum Arbeitskreis Berufsausbildung bei Benteler in Dinslaken zusammen; eingeladen hatte der Unternehmerverband.

Jeder Ausbildungsbetrieb kann ein Lied von „den jungen Leuten von heute“ singen: Die Leistungen bei Schreiben, Lesen und Rechnen werden immer schlechter, das Sozialverhalten hat gerade auch durch Corona gelitten, und in Pausen wird mehr auf dem Handy gedaddelt als miteinander gesprochen. Und längst nicht jede Ausbildungsstelle wird trotz Vertrags angetreten, meist ohne Absage, weil die Jugendlichen oft mehrere Stellen zur Auswahl haben. „Die Anzahl der Bewerbungen in technischen Berufen ist in den vergangenen Jahren immer weniger geworden. Trotzdem können wir bisher in jedem Jahr unsere Plätze noch adäquat besetzen“, erklärt Wilfried Steinkamp, Teamleiter Technische Ausbildung beim Gastgeber Benteler. (Hinweis an die Redaktion: Beachten Sie dazu auch das Kurzinterview weiter unten mit „3 Fragen…“ an Herrn Steinkamp.)

Bei der Arbeitskreis-Sitzung schilderten viele ihre Aktivitäten, mit denen sie die Jugendlichen von ihrer Ausbildung überzeugen. Selbst bei schlechten Noten, die früher für eine unmittelbare Absage geführt hätten, werden heute Jugendliche eingestellt. Voraussetzung ist, dass sie sich von einer assistierten Ausbildung der Agentur für Arbeit unterstützen lassen; „Hauptsache, die Motivation stimmt“, fügte ein Ausbildungsleiter an. Am erfolgreichsten für die Ausbildungsakquise, so der einhellige Tenor, sind lokale Veranstaltungen mit und in den Schulen, zudem Praktika. Social-Media-Kanäle werden

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mit den Ausbildungsberufen und Chancen in den Betrieben bespielt. Kontakte über Sportvereine und andere Freizeitanlässe werden ebenso genutzt wie Kontakte zu Vollzeitklassen der Berufskollegs.

Die Arbeitskreis-Sitzung fand bei Benteler in Dinslaken statt, einem Hersteller von nahtlosen und geschweißten Stahlrohren für die Branchen Automobil, Energie und Industrie. „Trotz Inflation, Energieknappheit und entsprechend hohen Energiekosten bleibt bei uns die Anzahl der Ausbildungsplätze konstant, denn die demografische Entwicklung schlägt zu Buche“, erläuterte Steinkamp. Die Ausbildungsverantwortlichen tauschten sich abschließend über Recruiting-Instrumente wie Praktika, Internetauftritt, Ausbildungsmessen und Social Media aus. „Explizit als erfolgreiches Instrument erwähnt wurde unser InfoTruck der Metall- und Elektroindustrie. Wir bringen die rollende Berufsorientierung jährlich zu den hiesigen Betrieben, um den achten Klassen Berufsfelderkundungen zu ermöglichen“, berichtet Schulte.

Der Arbeitskreis Berufsausbildung ist einer von sieben beim Unternehmerverband, bei dem sich Führungskräfte über ihre beruflichen Herausforderungen austauschen. Alle Infos auf: www.unternehmerverband.org

„Bei den Jugendlichen mit Nachhaltigkeit punkten“

3 Fragen an… Wilfried Steinkamp, Teamleiter Technische Ausbildung bei Benteler in Dinslaken

Sie bilden in verschiedensten technischen Berufen aus. Was müssen die Jugendlichen mitbringen und was erwartet sie?
„Mitzubringen sind technisches Verständnis, Freude an Mathematik, Physik und handwerkliches Geschick. Typische Aufgaben der Nachwuchskräfte und der Auszubildenden, die im Rahmen der Verbundausbildung zu uns kommen, sind Schweißen, Drehen, Bohren und Qualitätsmanagement. Bei einigen Ausbildungsberufen gehört heute auch Robotik zu den vermittelten Inhalten.“

Wie haben sich Ausbildungsmarkt und Ausbildung verändert?

„Beim Online-Test zur Einstellung sind wir etwas großzügiger geworden, bei uns steht das persönliche Vorstellungsgespräch im Mittelpunkt. In der Ausbildung gewinnen Industrie 4.0 und Digitalisierung immer mehr an Bedeutung. Wir punkten bei den Jugendlichen mit dem Argument Nachhaltigkeit, wofür nicht nur unsere Produkte sorgen. Die jungen Leute, die bei uns z. B. Verfahrenstechnologen werden, lernen heute schon alles über Wasserstoff.“

Schlägt sich der Mangel an Fachkräften bei Benteler nieder?

„Wir bekommen immer noch ausreichend Bewerbungen und haben so eine gute Auswahl an jungen Leuten. Teils sind bei uns auch mehrere Generationen von Familien gleichzeitig beschäftigt – wir schätzen sehr, dass wir uns als guter Arbeitgeber bewährt haben. Unsere Belegschaft in Dinslaken umfasst derzeit 530 Beschäftigte, darunter sind 20 eigene sowie 30 externe Azubis, die von anderen Betrieben im Rahmen einer Verbundausbildung Teile der Ausbildung bei Benteler durchlaufen.“

Bildunterschrift:

Ausbilderinnen und Ausbilder aus den hiesigen Firmen der Metall- und Elektroindustrie tauschten sich bei Benteler in Dinslaken über ihre beruflichen Herausforderungen aus. Auch die Themen Recruiting und Motivation von Jugendlichen als Azubis wurden diskutiert. (Foto: Unternehmerverband)

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