Politik

Ibrahim Yetim besucht den Krisenstab der Grafschafter Diakonie: „Respekt und Anerkennung fehlen zur Zeit an vielen Stellen!“

Ibrahim Yetim besucht den Krisenstab der Grafschafter Diakonie: „Respekt und Anerkennung fehlen zur Zeit an vielen Stellen!“

Seit nun schon gut zwei Jahren prägt die Corona-Krise unser alltägliches Leben, sowohl Zuhause als auch im Beruf und im ehrenamtlichen Bereich. Einige Berufsgruppen sind von den Auswirkungen der Pandemie kaum betroffen, viele andere hingegen umso mehr. Insbesondere in Bereichen oder bei Tätigkeiten, die auf engen Kontakt zu anderen Menschen angewiesen sind, sind viele haupt- und ehrenamtlich tätige Menschen bereits am Rand ihrer Belastungsgrenzen.

„Obwohl sie unter ständigem Druck stehen und noch größere Verantwortung tragen, leisten sie weiterhin zuverlässig diesen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft und für die Menschen. Deshalb hat – nicht erst seit Beginn der Pandemie, aber gerade jetzt – dieses wichtige Engagement für die Gesellschaft unsere Anerkennung und unseren Respekt verdient“, so der SPD-Landtagsabgeordnete für Moers und Neukirchen-Vluyn Ibrahim Yetim.

„Als Landtagsabgeordneter für Moers und Neukirchen-Vluyn sehe ich es als meine Aufgabe an, vor allem den Berufstätigen sowie den Ehrenamtlichen hier vor Ort die angemessene Wertschätzung entgegenzubringen. Denn es ist die Aufgabe der Politik, für diese Tätigkeiten in allen Bereichen angebrachte Rahmenbedingungen zu schaffen und die entsprechende Unterstützung zu bieten. Im Rahmen mehrerer Besuche lerne ich daher verschiedene Einrichtungen, die Arbeit vor Ort und die dort Beschäftigten kennen.“ Nach Besuchen u.a. beim Tierschutzverein Moers und dem Testzentrum des Deutschen Roten Kreuzes konnte der Landtagsabgeordnete sich in der vergangenen Woche bei der Grafschafter Diakonie, dem diakonischen Werk im Kirchenkreis Moers, ein Bild davon machen, welche Probleme die Coronapandemie ganz besonders sichtbar gemacht hat und welche neuen Probleme sich im Zusammenspiel aus Politik und dem sozialen Wohlfahrtsverband und Träger vielseitiger Einrichtungen und Dienste aufgetan haben.

Dazu durfte Ibrahim Yetim dem Krisenstab der Grafschafter Diakonie beiwohnen, der sich unter der Leitung von Diakoniegeschäftsführer Kai T. Garben seit Beginn der Pandemie wöchentlich trifft. Hier kommen die Leitungen der jeweiligen Einrichtungen der Grafschafter Diakonie zusammen und diskutieren, beratschlagen und teilen Probleme und Sorgen rund um ihre Arbeit in der Pandemie. Yetim wollte in Erfahrung bringen, wie groß die Belastung für Pflegekräfte ist, aber auch, ob die Mitarbeitenden sich gehört fühlen, ob sich jemand gekümmert hat. Ibrahim Yetim selbst räumt ein, dass die Politik es vor allem auf Bundes- und Landesebene versäumt hat, „aus einem Guss zu arbeiten“. Das habe zu vielen, unübersichtlichen und kurzfristigen neuen Regeln und Verordnungen geführt, die in der Praxis oft wenig Sinn ergaben oder schlichtweg nicht anwendbar waren.

Dem Eindruck konnten die Teilnehmer des Krisenstabs leider zustimmen, besonders im Bereich der Pflegekräfte, der sozialen und medizinischen Dienste habe dieser Umstand zu einem erheblichen Mehraufwand geführt und oft auch zu Verzweiflung.

Der Eindruck darüber, welche Unterstützung die Politik in dieser Situation geboten hat, ist zwiegespalten. Zwar ist faktisch Geld in Form von Boni und Corona-Hilfen angekommen, gefühlte Unterstützung, vor allem echte Wertschätzung und Rückendeckung für die Mitarbeitenden habe es nicht gegeben.

Einig sind sich die anwesenden Mitarbeitenden der Grafschafter Diakonie auch darüber, dass es alle diese Probleme schon vorher gegeben hat, wie ernstzunehmend die strukturellen Probleme sind, das ist nur leider jetzt erst der breiten Masse zugänglich geworden. Der Schlüssel sei hier eindeutig: Mehr Personal, nicht einfach nur mehr Geld. „Pflegekräfte wollen wirksam sein und helfen, nicht reich werden“, so eine Leitungskraft. Das könne aber nur gelingen, wenn mehr Personal und mehr Zeit zur Verfügung steht.

„Die Pflegekräfte sind ausgebrannt. Nicht erst seit der Pandemie, sondern auch schon davor. Viel zu lange wurde dem sozialen und medizinischen Sektor viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, sie wurden regelrecht kaputt gespart. Das haben wir als Politik insgesamt zu verantworten. Wir brauchen eine auskömmliche Finanzierung dieser Tätigkeiten, müssen gezielt Personal anwerben, den Beruf attraktiver machen. Wir sind es den Mitarbeitenden schuldig, dem Verwaltungsdurcheinander, das zur Zeit immer deutlicher wird, ein Ende zu bereiten. Sie haben nichts als unseren Respekt verdient. Politik sollte ihnen den Rücken stärken, statt Konflikte auf ihrem Rücken auszutragen. Ich bin mir sicher, dass durch die Pandemie bei vielen Menschen ein Umdenken stattgefunden hat. Wir haben einen anderen Bezug zur Gesundheit und zu Pflegekräften. Nun müssen wir dafür sorgen, dass wir Prioritäten langfristig neu setzen und Pflegekräfte den Respekt und die Anerkennung bekommen, die sie verdienen, und zwar zu den Arbeitsbedingungen, die sie dringend brauchen“, betont Ibrahim Yetim.„Trotz der Schwierigkeiten hat die Grafschafter Diakonie in der Pandemie als Dienstgemeinschaft für unsere Klienten stark zusammengehalten und wir können  allesamt stolz darauf sein“, fügt Kai T. Garben hinzu.

Videoproduktion aus Moers

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