Duisburg

Wie Vorurteile eine Familie zerfressen

Das ist das vordergründige Thema, mit dem sich der neue Film von Hasan Vatan beschäftigt

Duisburg. (LB NRW) „Das Vorurteil“ erzählt mit Laiendarstellern die Geschichte einer jungen Frau im Duisburger Stadtteil Marxloh. Religiöse Vorurteile, traditionelle Vorurteile, aber auch die Vorurteile, mit denen Ausländischstämmige in Deutschland leben müssen, all diese bieten den Hintergrund des Films.
Zum einen geht es darum, dass der dominante Vater die junge Frau zur Ehe mit einem von ihm ausgewählten Mann zwingen will. Zum anderen hat sie selbst einen Freund, den sie vor ihrer Familie geheimhält. Der Grund dafür? Ihr Freund ist Alevite, ihre Familie wiederum streng sunnitisch. Für sunnitische Moslems gelten Aleviten oftmals als Nichtgläubige – obwohl diese Religionsrichtung ebenfalls zum Islam gehört. Der Konflikt zwischen Zwang und Wunsch wird in dem Film auch durch den älteren Bruder der Hauptfigur reflektiert, der selbst eine Alevitin geheiratet hatte und deshalb jeglichen Kontakt mit Vater und Bruder abbrechen musste. Mit dem biblischen Namen des Bruders, Abel, wird schnell telegrafiert, was ihm widerfahren wird.
Der Kinofilm interessiert sich stark für eine offenkundige Diskussion der Dissonanzen in der Gesellschaft von verschiedenen Seiten, positioniert sich klar gegen die titulären Vorurteile, gegen Hass, gegen Diskriminierung. Etwas mehr in den Hintergrund tritt die Charakterisierung durch Taten, obgleich diese im Feingefühl des Regisseurs mitsamt seinen engagierten Darstellern auch gut präsentiert wird.
Worum es Regisseur Vatan geht, ist es, Marxloh als Bühne für Konflikte zu nehmen, wie sie weltweit überall passieren – den Zusammenprall von traditionellen Ansichten mit modernen, verpackt in eine ansprechende Liebes- und Familiengeschichte.

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