Job und Berufswelt

Das Projekt ‚Flüchtling 50‘ wird vorgestellt

Mitte März trafen sich die Verantwortlichen des Vereins Müsiad e.V. in Oberhausen mit Vertretern der Arbeitsagentur Oberhausen. Auch anwesend waren ortsansässige Unternehmer. Bereits im Februar hatten sich Müsiad und die Arbeitsagentur zusammengetan, um zu erörtern, wie man den Flüchtlingen in Oberhausen helfen könnte, gerade mit Praktikums- oder Arbeitsplätzen. Dieses ursprüngliche Gespräch war der Ursprung des Projekts ‚Flüchtling 50‘, das im Rahmen des Treffens im März vorgestellt wurde. Für 50 Flüchtlinge soll ein Praktikumsplatz gefunden werden, um diese bei der Integration in die deutsche Arbeitswelt zu unterstützen.
Zu Eröffnung wurden die Gäste durch den Vorstandsvorsitzenden Müsiad-Oberhausen e.V. Ahmet Yıldız begrüßt:
„Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Koch, sehr geehrter Herr Babic, sehr geehrte Vereinsmitglieder, sehr geehrte Gäste, ich heiße Sie im Namen des Vereins Müsiad herzlich willkommen.
Ich bedanke mich für das zahlreiche Erscheinen. Ich bin sehr positiv überrascht, dass in so einer kurzen Vorbereitungszeit so viele Unternehmer aus der Umgebung hier erschienen sind. Wir haben uns heute Abend versammelt, um unser Projekt Flüchtling 50 in die Tat umzusetzen. Ich hoffe, Sie können uns tatkräftig hierbei unterstützen. Wir möchten den Flüchtlingen, die in Oberhausen angekommen sind, helfen, indem wir ihnen einen Praktikumsplatz anbieten. Wir haben uns ein Ziel von 50 Praktikumsplätzen erhofft.
In der Anfangsphase des Projektes hatten wir einen Termin mit Herrn Koch beim Arbeitsamt Oberhausen. Dieses Gespräch verlief sehr positiv. Herr Koch fand die Idee gut und wollte unseren Verein besuchen. Herr Babic hat schon einige unserer Mitglieder besucht, und wir sind positiv überrascht, welches Potenzial wir noch haben. Zu diesem Besuch haben wir ein paar Vereinsmitglieder, gute Bekannte beziehungsweise Geschäftspartner eingeladen. Nun sind wir hier.
Während Sie Ihre Getränke genießen, möchte ich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen: Als unsere Eltern in der ersten Generation nach Deutschland kamen, hatten sie weder Geld, Handy, noch ein Navigationsgerät oder eine zweite Fremdsprache im Gepäck. Sie kannten die Geschichte und kamen hierhin, fanden Arbeit und haben Freundschaften geschlossen. Ich denke, so eine Kraft kann meiner Meinung nach nur aus Not entstehen. Sie kamen hierher und haben uns als zweite Generation zur Schule geschickt und uns zum Schluss eine gute Ausbildung ermöglicht. Facharbeiter, Rechtsanwälte sowie Unternehmer sind das Ergebnis. 
Wir fühlen uns hier wohl. Diese Erfahrungen, die wir gesammelt haben, möchten wir gerne den Flüchtlingen auf den Weg geben. Natürlich sind auch Leute dabei, die kein Deutsch sprechen, aber ich denke, man kann sich auch zur Not mit Händen und Füßen verständigen. Wir möchten den Flüchtlingen mitteilen, dass wir bereit sind, ihnen zu helfen.
Mehr Informationen wird Ihnen Herr Babic gleich erläutern. Falls Sie generelle Fragen haben, können Sie diese gerne gleich stellen, oder Sie haben auch nachher Gelegenheit, Herrn Babic persönlich zu sprechen. Wir hoffen auf ein gutes Ergebnis.
Nun bitte ich Sie, falls Sie in Ihrem Betrieb auch Praktikumsplätze anbieten können: Können Sie natürlich Herrn Babic direkt ansprechen beziehungsweise einen Termin vereinbaren, zu dem man mehrere Details bespricht
Ich bedanke mich recht herzlich bei Ihnen, dass Sie so zahlreich erschienen sind. Ferner möchte ich auch meinen Dank für unser Team für diese reibungslose Organisation aussprechen. Mein Dank gilt auch Herrn Sezgin Onur vom Taxi Team Oberhausen, der uns zu diesem Projekt motiviert hat.“
Somit übergab er die Rede an den Leiter der Bundesagentur für Arbeit Oberhausen, Herrn Koch, welcher die Anwesenden begrüßte und dann fortsetzte:
„Ich möchte den hier anwesenden Unternehmern zunächst meinen Dank für ihren Einsatz und ihr Engagement aussprechen. Das Projekt Flüchtling 50 ist ein wertvoller Weg, um eine Zukunft für diejenigen Menschen zu erschaffen, die vor politischer Verfolgung in unser Land geflohen sind. Ich bin begeistert, dass es in so kurzer Zeit zustande gekommen ist, und dies ist nur ein Zeichen dafür, wie bedeutsam es ist. Wenn ich mich hier umsehe und in die zahlreichen Gesichter blicke, dann sehe ich ein weiteres Zeichen dafür, welch große Überzeugungskraft das Projekt aufbietet.
Bei den Aufgaben, die vor uns allen liegen, geht es nicht nur um Integration. Dies ist ein Aspekt, aber wir müssen auch die verschiedenen Kulturen respektieren, die hier zusammenkommen. Es geht um Verständnis füreinander, es geht darum, wie Menschen mit all diesen unterschiedlichen Hintergründen besser zusammenleben und die Herausforderungen unserer Zeit meistern können. 
Ich habe selbst viele dieser Menschen kennengelernt, durch meine Arbeit, aber auch bei dem Verein Bunter Oberhausener Norden, kurz BON. Die Lebensgeschichten sind vielseitig, wie auch die Herkunftsorte, die Sprachen, die Kulturen. Alle vereint aber das Ziel, sich eine neue Zukunft aufzubauen. Dabei werden sie von dem tollen Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer unterstützt, die ihre Zeit opfern, um Menschen zu helfen.
Von einem dieser Menschen möchte ich Ihnen etwas mehr erzählen. Das erste Mal habe ich Michael Olasan in einer Flüchtlingsunterkunft getroffen. Er ist ein junger Mann, der aus Nigeria geflohen ist und sich auf den weiten Weg nach Europa gemacht hat. Den Weg begann er alleine, aber auf der Flucht traf er eine Frau, verliebte sich und heiratete sie. Gemeinsam erreichten sie Deutschland und waren nun in dieser Unterkunft in Oberhausen. Michael Olasan hat mich beeindruckt, und ich wollte ihm gerne helfen. Mit meiner Unterstützung gelang es ihm, einen Ausbildungsplatz in Müllheim zu erhalten. Dort wird er heute zum Anlagenmechaniker Heizung, Sanitär bei der Firma Andreas Krajinski ausgebildet und ist dabei, sich ein neues Leben in Deutschland aufzubauen.
Aber es ist eine Realität, dass nicht alle Flüchtlinge bei uns bleiben können. Wir müssen deshalb beachten, dass wir uns auf diejenigen konzentrieren, die eine hohe Bleibeperspektive in unserem Land haben. Dies ist etwas, das mir und meinen Mitarbeiter/innen wichtig ist.“
Als nächstes sprach der Projektleiter der Bundesagentur für Arbeit Oberhausen, Herr Robert Babic.
Herr Babic begrüßte seinerseits die anwesenden Gäste und erklärte:
„Ich bin völlig überrascht, welche Palette an Kenntnissen die Menschen teilweise mitbringen. Man muss da ehrlich sein, wir haben da sicherlich eine Million Fachkräfte ins Land geholt, die hervorragend ausgebildet sind, die direkt an den Start gehen können, diese ganzen Ingenieure und Ärzte. Und man kann sagen: Zu 90% sind diese Menschen sehr hoch motiviert, hier etwas zu reißen. Ich führe die persönlichen Gespräche mit ihnen und kann dies voll und ganz bestätigen.
Wir haben hier Maßnahmen bei einigen Arbeitgebern in Oberhausen gehabt. Das Feedback war fast immer positiv. So erlebe ich auch die Menschen bei mir im Büro, die sind motiviert und wollen sich integrieren. Wir sind dann auch froh, solche Projekte wie Flüchtlinge 50 ins Leben rufen zu können und somit Chancen zu erschaffen.
Die Kenntnisse der deutschen Sprache sind facettenreich. Es gibt Menschen, die z.B. 6 Monate lang hier sind und alles hier verstehen. Es ist faszinierend, wie einige von ihnen so schnell Deutsch sprechen. Wir haben hier im Kundenstamm alles Mögliche wie Erdölingenieure, Ärzte – es gibt bei weitem nicht nur Menschen, die nichts können.
Wir haben speziell aus den Iran und Syrien sehr gebildete Menschen mit Abitur, Studium sowie Fachkräfte, die mit Sicherheit die Unternehmerlandschaft bereichern können. Auf der anderen Seite haben wir auch sehr junge Menschen. Es ist auch kein Geheimnis, dass Geflüchtete in der Regel männlich sind. Es gibt nicht so viele Frauen, die Mehrheit sind Männer. Es sind viele junge Leute da, die hier mit anpacken wollen. Und wir stehen da als Bundesagentur für Arbeit: Was können wir einerseits für die Unternehmer tun, was können wir auf der anderen Seite für die Flüchtlinge tun, damit am Ende des Tages alle zufrieden sind. Wir haben verschiedene Instrumente, die wir einsetzen können.
Ich habe in den vergangenen Tagen einige Unternehmen der Müsiad besucht. Ich wurde herzlich empfangen und musste überraschenderweise feststellen, dass ich viele schon kannte. Der Erste den ich besucht hatte, war Herr Yılmaz. Er war mit meinem Cousin in einer Klasse, und so sieht man sich nach 20 Jahren wieder – das Gesicht vergisst man ja nicht. Wie gesagt, wurde ich von allen herzlichst empfangen. Viele Unternehmen haben Interesse daran, etwas zu bewegen.
Ich hoffe, dass diejenigen, die heute zum ersten Mal hier sind und von dem Projekt zum ersten Mal hören, nicht nur mitmachen wollen, weil sie sagen: „So, jetzt kenne ich den einen oder anderen, jetzt muss ich deshalb etwas machen, und das ist jetzt meine Pflicht.“ Sondern dass sie sich überzeugen lassen, dass das eine gute Sache ist. Wie Herr Koch schon erwähnte, die Motivation ist riesig. Wir haben Fachkräfte, wir haben viele junge Leute. Wir müssen jetzt den Willen haben. Da appelliere ich an die Unternehmer, diese Fachkräfte zu auszubilden und diese Fachkräfte zu fördern.
und die herzustellen in dem Kontext.
Demnächst werde ich auch einige Unternehmen besuchen und besprechen, wo sie noch Bedarf haben, was sie suchen. Wir haben sehr viele Menschen hier mit sehr viel Erfahrung. Das mag jemand sein, der 20 Jahre mit Kfz im Iran gearbeitet hat. Der hat ja nichts verlernt, weil er aus politischen Gründen geflüchtet ist. Bei uns gibt es auch Menschen mit Erfahrung im Bereich Sanitär oder Tischlerei. Wir haben viele Menschen, die jahrelang einer Arbeit nachgegangen sind. Diese entsprach sicherlich nicht deutschen Standards, aber diese Menschen haben sehr viel Erfahrung in ihrem Metier. Sie werden gewiss, wenn sie entsprechend eingewiesen sind, in Ihrem Unternehmen eine Hilfe darstellen.“

 
 
 
 
 
 
 
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