Moers

Ein Platz für Sorgen und Nöte in der St. Josef Kapelle

48 Meter in der Länge und 18 Meter in der Höhe – so viel Platz ist in der kleinen Kapelle des St. Josef Krankenhaus nicht, aber Platz für eine kleine „Klagemauer“, die die beiden Seelsorger des Krankenhauses Katharina van Meegeren und Reiner Ottersbach dort errichtet haben. „Unsere Mauer ist eher symbolisch – aber für echt Anlieen“, sagen die beiden.

Die Kotel, wie die Klagemauer in der Altstadt von Jerusalem am Fuße des Tempelberges von den Juden genannt wird, ist ein Ort für Gebete, Wünsche und Danksagungen. Die Tradition der Gebetszettel, die in die Ritzen und Spalten der Mauer gesteckt werden, geht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Entstanden ist der Name Klagemauer in der Annahme, dass die Juden den Verlust ihres zerstörten und nie wieder aufgebauten Tempels betrauerten.

„Bei unserer Mauer ist jeder und jede, unabhängig von Religion oder Weltanschauung herzlich eingeladen, eigene Anliegen aufzuschreiben und in die Löcher der Steine zu stecken“, so Katharina van Meegeren, katholische Pastoralreferentin am Moerser St. Josef Krankenhaus, „alle Anliegen, die während der Fastenzeit in die Klagemauer gesteckt werden, werden ungelesen in der Osternacht im Osterfeuer verbrannt.“

In den Ritzen der Mauer hat alles Platz, was Anlass zur Klage ist: „Und das ist momentan viel“, weiß Katharina van Meegeren aus den Gesprächen mit Mitarbeiter:innen und Patient:innen des Krankenhauses: das Erdbeben in Syrien und der Türkei, der Krieg in der Ukraine, Unterdrückung, aber auch persönliche Sorgen wie Krankheit, Einsamkeit und finanzielle Sorgen. „Da kann es eine kleine Hilfe sein, diese Dinge einmal bewusst aufzuschreiben und zu wissen, dass auch all die Sorgen und Nöte einen Platz haben.“ Das Angebot wird augenscheinlich genutzt. „Seit Aschermittwoche sind schon einige Anliegen dazugekommen“, weiß die Seelsorgerin zu berichten.

In Jerusalem werden die Zettel zweimal im Jahr entfernt und ungelesen auf dem Ölberg begraben.

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