Kreis Wesel

Ökostrom vom alten NATO-Standort

Erster Solarpark in Xanten unterstützt die Energiewende am Niederrhein

Die Bagger und Monteure sind verschwunden, die Natur gewinnt wieder Oberhand auf dem Gelände am Urselmannsweg. Wo in Zeiten des Kalten Krieges bis Ende der 1980er-Jahre eine Raketenabschussbasis der NATO Geschichte schrieb, ist seit letztem Oktober eines der bislang größten Sonnenkraftwerke der Region entstanden. Der in Moers ansässige Energieversorger ENNI Energie & Umwelt Niederrhein (Enni) hat hier über seine hundertprozentige Tochtergesellschaft Enni Solar seinen dritten Solarpark am Niederrhein errichtet, der nach der Lieferung des notwendigen Trafos seit gestern am öffentlichen Stromnetz angeschlossen ist. Enni-Geschäftsführer Stefan Krämer hat somit auch in Xanten die ökologischen und ökonomischen Ziele seines Unternehmens vereint. „Auch mit dem Xantener Solarpark können wir unsere Region auf dem Weg zur Klimaneutralität voranbringen. Zudem zeigt er wie alle unsere bisherigen Anlagen, dass die Energiewende für uns auch wirtschaftlich eine Chance ist.“ Wie in anderen Kommunen des Niederrheins fand Krämer für seine Strategie auch in der Römerstadt von Beginn an Fürsprecher. Vor allem Xantens Bürgermeister Thomas Goertz hatte sich stets dafür eingesetzt, den Standort nach den gescheiterten Plänen für ein Bioenergiezentrum für die Photovoltaik zu erschließen. „Bei einem Treffen mit Stefan Krämer vor einigen Jahren hatte ich die Fläche für ein solches Projekt ins Spiel gebracht. Es ist für die Stadt, die hier lebenden Menschen und natürlich für Natur und Klima eine super Sache gut, dass Enni dies so entschlossen und tatkräftig umgesetzt hat und so aus der Idee nun Wirklichkeit geworden ist.“

So hatte Enni seit 2018 daran gearbeitet, am ehemaligen NIKE-Standort ihren bislang leistungsstärksten Solarpark am Niederrhein zu realisieren. Wie bei ihren zahlreichen weiteren regenerativen Erzeugungsprojekten musste Enni dafür viele Hürden nehmen. Knapp ein Dutzend Gutachten, etwa zum Denkmal- und Artenschutz, waren ebenso, wie eine Änderung des Flächennutzungsplans sowie die zahlreichen Genehmigungen für einen sogenannten vorhabenbezogenen Bebauungsplan durch die Stadt und die Bezirksregierung Düsseldorf notwendig. Auch auf dem für die regenerative Stromproduktion ideal geeigneten Gelände war viel Vorarbeit zu leisten. So rückten auch Denkmalschützer und der Kampfmittelräumdienst an, der das Gelände auf militärische Rückstände untersuchte.

Nach dem Startschuss im Herbst ist die Anlage jetzt nach nur zwölfwöchiger Bauzeit aber in Betrieb gegangen und hat damit die Voraussetzung für die durch die Bundesnetzagentur als eines der wirtschaftlichsten regenerativen Erzeugungsprojekte in Deutschland zugesagte Förderung erfüllt. Der Solarpark hat sich dabei harmonisch in das Gelände eingefügt. Der durch Enni beauftragte Anlagenbauer STEAG Solar Energy Solutions hat dabei nur rund ein Drittel der 12 Hektar großen Fläche für die Anlage nutzen können. Hier haben die Monteure rund 3.000 Pfosten in die Erde gerammt, hieran Ständer montiert und darauf rund 10.000 Module installiert. Mit seiner Leistung von 4,35 MWp produziert die Anlage zukünftig jährlich rund vier Millionen Kilowattstunden für etwa 1.200 Haushalte. Auf dem Gelände bleiben acht Hektar weiter ausschließlich der Natur erhalten, da die Fläche unter besonderem Natur- und Artenschutz steht. Und auch der Denkmalschutz hat sich durchgesetzt: So sind das alte Mannschaftsquartier und die markanten Wachtürme weiter Zeitzeugen einer anderen, militärisch geprägten Zeit. Die alten Gebäude dienen heute als Fledermaushotels und das Gelände als Paradies für die niederrheinische Vogelwelt.

Enni möchte interessierten Bürgern den Solarpark gerne vorstellen. Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Wesel hat dies für eine begrenzte Personenzahl auch bereits genehmigt. „Bei dem nassem Niederrheinwetter macht es derzeit zwar wenig Spaß, das Gelände zu besuchen“, so Krämer auf einer Stippvisite mit Bürgermeister Görtz. „Wir werden am 2. April bis zu 20 Personen die Energiewende hier aber schon erlebbar machen können.“ Zu der ab 13 Uhr dann stattfindenden Führung können sich interessierte Bürger bereits unter www.enni.de/energiewende anmelden. „Teilnehmer sollten dann aber auf jedem Fall ein passendes Schuhwerk mitbringen.“ Bei großer Nachfrage wird Enni im Herbst weitere Führungen anbieten.

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