Aus den Dolomiten an den Niederrhein – wie das Eis zu uns kam
Moers. Gerade in den heißen Tagen ist es für jeden ein Segen, wenn man an der Eisdiele sich ein Hörnchen kaufen kann, mit all den vielversprechenden Namen der Sorten wie Stracciatella oder anderen. Eis ist unabdingbar mit Italien verbunden, seit die Eisdielen von Einwanderern zumeist aus den Dolomiten in Deutschland eröffnet wurden. Deren Geschichte zeichnet nun eine Ausstellung des Grafschafter Museums nach: „Gelato! Italienische Eismacher am Niederrhein“.
Carl Pause hat diese Kollaboration mit dem Clemens-Sels-Museum in Neuss innerhalb des Niederrheinischen Museumsnetzwerks erstellt. Wie er erklärt: „Die Dolomiten waren Ende des 19. Jahrhunderts das Armenhaus Europas.“ Zusätzlich zu ihren Einkünften aus der Landwirtschaft nahmen die Bewohner der Region weitere Arbeiten auf, sei dies die Herstellung von Salami oder von Korbstühlen – oder eben Eiscreme. Unbekannt ist, wie sich gerade diese Spezialisierung ergeben hat. Klar ist aber, dass aus insbesondere zwei Tälern der Dolomiten, dem Cadore und dem Val di Zoldo, sich bereits in jener Zeit Auswanderer aufmachten, um in anderen Ländern Eis zu verkaufen und somit der Armut zu entkommen. Dazu gehörte auch der Niederrhein, wo sich die Verbindung von Eis und Italien untrennbar festigte. Auch heute noch wird die überwältigende Mehrheit der Eisdielen in Deutschland von Italienern aus gerade dieser Gegend in den Dolomiten betrieben.
Die Sonderausstellung im Moerser Schloss zeichnet sich durch einen nostalgischen Blick vom 22.04, bis 07.10.2018 auf die althergebrachte Einrichtung von italienischen Eisdielen aus, sei dies die alte Eistheke oder die silbrig glänzenden Schälchen für das Eis. Bistrotische und Stühle bieten Platz zum Sitzen, und die vermeintlichen Speisekarten auf den Tischen bieten tatsächlich Informationen darüber, wie Eis hergestellt wird. Ein Eiswagen ist auch zu sehen, wie er früher am Straßenrand stand und von dem Eis verkauft wurde.
Mit den zahlreichen Exponaten wird die Geschichte der italienischen Eiscreme und ihrer Macher nacherzählt, wobei viele aus Italien selbst stammen. Kulturgeschichte gehört dazu, und alles in einem angenehmen, gemütlichen Rahmen.
In Moers selbst hat es übrigens bis 1951 gedauert, bis dort die erste italienische Eisdiele aufmachte. Dies lag wohl auch daran, dass dort bereits eine starke Eistradition mit einheimischen Vertretern bestand. Aber den hiesigen Eisdielen wird auch in dieser Ausstellung ein eigener Teil gewidmet.