Wirtschaftswelt

Voraussetzungen für mehr Beschäftigung schaffen

Die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft vor Ort können Kommunen direkt beeinflussen, sagt der Unternehmerverband.

Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes (Foto: Unternehmerverband)

Korsika also. Oder Katalonien. Das sind die Regionen, mit denen sich Duisburg messen kann, wenn es um das verfügbare Einkommen seiner Einwohner geht. Genau 16.881 Euro hatte jeder Duisburger einer Analyse des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts zufolge 2016 für Konsum oder Altersvorsorge zur Verfügung. Das sind rund 300 Euro weniger als der italienische Durchschnitt. Zum deutschen Mittelwert 2018 fehlen sage und schreibe 6.414 Euro. Damit bewegt sich Duisburg am unteren Ende der 401 deutschen Kreise und Städte. Schlusslicht hier: Gelsenkirchen mit 16.203 Euro verfügbarem Einkommen pro Kopf. Den Nachbarn in der Region geht es nur leidlich besser: Oberhausen liegt bei 18.181 Euro, im Kreis Wesel hat jeder Einwohner 21.372 Euro zu Verfügung, Mülheim an der Ruhr kommt immerhin auf 23.091 Euro. Zum Vergleich: Über das höchste Pro-Kopf-Einkommen in Deutschland können sich die privaten Haushalte im Landkreis Starnberg mit 34.987 Euro freuen.
 
 
„Die hohe Arbeitslosigkeit im Ruhrgebiet macht sich beim verfügbaren Einkommen deutlich bemerkbar“, sagt Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbands. Hinzu kommen die drückenden Altschulden. Allein auf Duisburg und Oberhausen mit ihren zusammen rund 700.000 Einwohnern lasten 3,4 Milliarden alte Schulden. „Die Bürgermeister adressieren die Thematik immer wieder im Land und bei der Bundesregierung. Eine tragfähige Lösung würde der Region nachhaltigen Schwung geben“, so Schmitz. „Die drückenden Schulden dürfen aber keine Entschuldigung dafür sein, vor Ort die Hände in den Schoß zu legen.“ Die Kommunen hätten es selbst in der Hand, die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu verbessern und so die Voraussetzung für mehr Beschäftigung zu schaffen. „Eine mittelstandsfreundliche Verwaltung würde beispielsweise deutliche Entlastungen für Unternehmen bedeuten. Einfach die Fesseln lösen, damit Firmen wachsen und Arbeitsplätze schaffen können.“
In Duisburg sieht Schmitz ein positives Momentum. Mit dem Masterplan Wirtschaft habe sich die Stadt dazu bekannt, gemeinsam mit den Unternehmen die Zukunft gestalten zu wollen. „Jetzt müssen die Weichen für Wachstum aber auch wirklich gestellt werden.“ Der Verein „Wirtschaft für Duisburg“, der eine Konsequenz des Masterplans sei, bringe sich deshalb intensiv in die Entscheidungsprozesse in Politik und Verwaltung ein.
Der aktuell laufende Masterplan-Prozess in Oberhausen habe laut Schmitz das Potenzial, ähnliche Wirkung wie in Duisburg zu entfalten. „Es ist allerdings sehr wichtig, dass Politik und Stadtspitze sich mit dem Prozess identifizieren und die Ergebnisse später auch umsetzen.“ Derzeit sieht Schmitz beim Engagement der Stadt in Teilen noch Potenzial.
In Mülheim an der Ruhr stellt sich die Situation derweil ein Stück weit anders dar. Querelen in Politik und Verwaltung blockieren dort aktuell die Entwicklung. „Unser Mitgliedsverband Mülheimer Wirtschaft hat in jüngster Vergangenheit eindeutig Position bezogen und den Finger in die Wunden gelegt“, sagt Schmitz. Auch wenn das verfügbare Pro-Kopf-Einkommen derzeit nur knapp unterhalb des bundesdeutschen Durchschnitts liege, so zeige die Entwicklung seit 2000 eine klare Tendenz: „In Deutschland ist das verfügbare Einkommen seitdem real um 12,3 Prozent gewachsen. In Mülheim um 0,1 Prozent gesunken. Auch in vielen anderen Rankings wird die Stadt seit einiger Zeit nach hinten durchgereicht. Diese Entwicklung muss gestoppt werden. Es ist jetzt die Zeit, miteinander zu sprechen und Lösungen zu finden. Die Wirtschaft steht bereit.“
 
 
 

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