Moers

Zeitreise durch die Moerser Geschichte

Zu einer kurzen Zeitreise durch die Moerser Geschichte lädt der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein (GMGV) auch im kommenden Jahr ein. Der Verein präsentiert zum sechsten Mal die „Moerser Ansichten“, einen großformatigen historischen Kalender. Mit den zwölf Monatsmotiven bietet er einen Blick auf vergangene Zeiten in und um das ehemals beschauliche Moers. Autor ist erneut Dr. Wilfried Scholten, der stellvertretende Vorsitzende des Vereins.

An Material für einen solchen Kalender mangelt es Scholten eigentlich nicht. Die Archive sind voll und auch so mancher historische Bilder-Schatz schlummert noch in privaten Händen. Trotzdem stellt die Arbeit am Kalender den Heimat-Historiker jedes Mal vor neue Aufgaben. Für einen historisch korrekten Text bedarf es schon der richtigen Jahreszahl, wann der Fotograf auf den Auslöser der Kamera gedrückt hat.

Nicht jedes Foto eignet sich für die Wiedergabe als großes Kalenderblatt. Da spielen die damaligen technischen Voraussetzungen ebenso eine Rolle wie der Zahn der Zeit. Ingo Plückhahn muss Geduld und Technik haben, um den alten Bildern ein möglichst makelloses Aussehen zu verpassen. Direkt schon das Titelblatt mit dem Motiv der Kahnfahrt auf dem Schlossgraben hat eine Auffrischung erfahren.

Der Kalender 2020 zeigt winterliche Motive am zugefrorenen Stadtgraben, ein Blick in die Klostergasse, die Gastronomie Reichs-Krone (heute Diebels live), den österreichischen Friseur (!) inmitten der Meerbecker Bergmannssiedlung an der Donaustraße oder die beeindruckende Fotomontage aus der Steinstraße. Das abgebildete Automobil sollte dem städtischen Flair technischen Aufwind verleihen.

Fast schon eine Postkarten-Idylle ist die Aufnahme von Schacht V. Und wer heute vor der „Trotzburg“ steht, wird sich fragen, warum die Dachterrasse für 150 Gäste einem zweiten Geschoss weichen musste.

Ob um die 1900-Jahrhundertwende die Idylle des Schlossparks samt Graben und Wall wirklich so schön und romantisch war, wie es das kolorierte Foto einer Kahnpartie glauben machen will? Es wird sicherlich anders gewesen sein, weil damals das Schmutzwasser, das ungeklärt in den Anlage floss, zumindest im Sommer zum Himmel gestunken haben muss.

Fast unverändert ist der Blick auf das Amtsgericht, zu dem man damals wie heute über die Haagbrücke kommt. Baulich etwas verändert hat sich das ehemalige Königliche Lehrerseminar, in das 1928 das Gymnasium Adolfinum einzog. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, erinnert das aufgebaute Gebäude an der Wilhelm-Schroeder-Straße nur noch im Grundriss an das Lehrerseminar.

Schon 1915 war der Königliche Hof ein Anziehungspunkt, weil dort damals wie heute der zentrale Haltepunkt der Straßenbahnlinien aus Homberg, Düssseldorf, Rheinberg und Krefeld war.

Und was wäre der Kastellplatz und das Schloss ohne das Kreisständehaus. 1900 erbaut, ist es 119 Jahre später zu neuem Leben erwacht.

Erhältlich sind die „Moerser Ansichten 2020″ zum Preis von 9,95 Euro im Grafschafter Museum (Schloss Moers), in der Barbara Buchhandlung, bei Thalia und in der Stadtinformation. Die Gesamtauflage des neuen Kalender beträgt 500 Stück. (LB/U.M.)

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