Politik muss Wirtschaft stärken anstatt sie zu schwächen
Eine aktuelle Studie belegt: Fachkräfteengpässe sind das größte Risiko für die Unternehmen. Und wenn die Arbeits- und Lohnstückkosten „hausgemacht“ weiter steigen, sind auch Unternehmen an Rhein und Ruhr international nicht mehr wettbewerbsfähig.
Der Duisburger Hafen, die Mülheimer Industrie, der Oberhausener Mittelständler, der Hidden Champion am Niederrhein oder der Nischen-Weltmarktführer im Münsterland – welche Sorgen beschäftigt die deutsche Wirtschaft, wenn wie derzeit die wirtschaftlichen Indikatoren auf einen Konjunkturabschwung hinweisen? „Es sind nicht vorrangig die großen weltpolitischen Entwicklungen wie der Brexit und die Trump-Handelspolitik“, sagt Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes mit Blick auf eine aktuelle Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Vielmehr seien es Fachkräftemangel, Steuerbelastungen, Sozialausgaben sowie Lohnstück- und Energiekosten. „Viele Probleme davon sind hausgemacht. Die Politik muss jetzt umsichtig agieren, um den drohenden Abschwung nicht selbst schlimmer zu machen als er eigentlich ist“, fordert der Arbeitgebervertreter.
Fachkräfte-Engpässe sind für die Unternehmen – das IW befragte 2.400 in ganz Deutschland – das mit Abstand bedrohlichste Problem der Wirtschaft: Rund 61 Prozent der deutschen Unternehmen sehen darin das größte Risiko für ihre Geschäfte. „Den Fachkräftemangel hat die große Koalition mit der 2014 eingeführten abschlagsfreien Rente mit 63 noch massiv verschärft, weil gut integrierte und vor allem erfahrene Fachkräfte früher als geplant aus dem Arbeitsleben ausscheiden“, kritisiert Schmitz.
An zweiter Stelle auf der Risiken-Liste rangiert die Furcht, dass die Kosten für Arbeit bzw. pro Stück gerechnet durch die Verteilungspolitik der Bundesregierung noch weiter steigen. „Gegenüber dem Durchschnitt der Industrieländer liegen die Arbeitskosten hierzulande um fast ein Drittel höher. Seit der Jahrtausendwende sind sie jedes Jahr um 2,1 Prozent gestiegen“, erläutert Wolfgang Schmitz. Dieser Kostennachteil gegenüber internationalen Wettbewerbern könne nicht mehr durch eine höhere Produktivität wettgemacht werden. Denn z. B. in der Metall- und Elektroindustrie machen gesetzlich bedingte Kosten – neben der Vergütung von Urlaubs-, Feier- und Krankheitstagen sind dies vor allem die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung – ein Viertel der gesamten Personalkosten aus. „Entsprechend hat es auch der Gesetzgeber mit in der Hand, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie nicht weiter zu verschlechtern“, betont Schmitz. Dazu unterstreicht er die Forderung der bundesweiten Organisationen und Verbände der Wirtschaft, die lohnbezogene Belastung durch Sozialversicherungsbeiträge auf unter 40 Prozent zu begrenzen. „Zugleich dürfen nicht noch schärfere Regulierungen etwa bei Befristungen, Zeitarbeit oder Teilzeitregelungen die Flexibilität beim Einsatz der Mitarbeiter einschränken“, fordert der Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes.
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Bildunterschrift: Was die Arbeit und damit die Lohnstückkosten in Deutschland so teuer werden lässt, sind die gesetzlich bedingten Kosten – neben der Vergütung von Urlaubs-, Feier- und Krankheitstagen sind dies vor allem die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung. Diese machen z. B. in der Metall- und Elektroindustrie ein Viertel der gesamten Personalkosten aus. (Foto: istock)