Emotionale Diskussion über Zusammenleben in Moers und Nahost-Konflikt
Moers. (pst) Teils sehr emotional diskutierten die Gäste beim zweiten Bürgermeister-Gespräch / Görüşme über am Dienstag, 20. Februar, im Alten Landratsamt. Das Stadtoberhaupt hatte erneut unter dem Titel ‚Christen, Muslime, Juden: Wege zur Vermeidung von Konflikten in Deutschland‘ Bürgerinnen und Bürger mit und ohne Migrationshintergrund eingeladen. Auf dem Podium saßen neben dem Stadtoberhaupt Arzu Orhan (DITIB Türkisch Islamische Gemeinde zu Moers e. V. – Meerbeck), Wolfram Syben (Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Moers) und Rav Yitzchak Mendel Wagner (Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Krefeld).
Führungen durch die jüdische Gemeinde
Einig waren sich die Podiumsgäste, dass eine gute Erziehung und das Kennenlernen der jeweils anderen Kultur vor Vorbehalten schützt und das gute Zusammenleben fördern. Rabbiner Wagner berichtete über die zahlreichen Führungen in der Gemeinde Krefeld. Sie tragen dazu bei, den jüdischen Glauben zu verstehen und letztlich Antisemitismus zu vermeiden. Ähnliches konnte Arzu Orhan berichten. In der Meerbecker Moschee werden regelmäßig Tage der offenen Tür veranstaltet. Eine Teilnehmerin des Abends appellierte in dem Zusammenhang auch, den muslimischen Kindern die Gelegenheit zu geben, christliche Feste wie Weihnachten kennenzulernen. Superintendent Syben rief seine ‚Glaubensgeschwister‘ dazu auf, nicht Menschen anderer Religionen verantwortlich für mögliche Probleme zu machen, sondern nach den christlichen Glaubensgrundsätzen zu leben und bei sich anzufangen, um positive Veränderungen zu schaffen.
Tief verwurzelter Hass
Sehr kontrovers wurde die Solidaritätsbekundung an Israel durch das Hissen der Flagge vor dem Rathaus diskutiert. Besonders Menschen mit türkischem Hintergrund bemängelten an dem Abend, dass dadurch die Menschen im Gaza-Streifen vergessen würden. Bürgermeister Fleischhauer führte aus, dass das Hissen der Flagge nicht zuletzt auch die Verbundenheit mit den Menschen in der Moerser Partnerstadt Ramla zum Ausdruck bringt. Zudem gab es zur Ursache des Nahost-Konflikts und zur möglichen Lösung sehr unterschiedliche Auffassungen. Nach Einschätzung von Rabbiner Wagner sind Verhandlungen mit der Hamas schwerlich möglich, da es durch ihren tief verwurzelten Hass ihr Ziel sei, alle Jüdinnen und Juden „auszulöschen“. Trotz der unterschiedlichen Haltungen hofften alle Gäste auf ein baldiges Ende der Auseinandersetzungen.
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Bürgermeister Christoph Fleischhauer (2. v.l.) hatte zum zweiten Mal zum Gespräch über das interkulturelle Zusammenleben in der Stadt am Dienstag, 20. Februar, eingeladen. Zu Gast waren auf dem Podium Rabbiner Rav Yitzchak Mendel Wagner, Superintendent Wolfram Syben und Arzu Orhan (v.l.). (Foto: pst)