Reisen und Erleben

Mit Hut um die Welt im Iran

2017 startete  Sascha Stöckl seine Reise und zog los, mit Hut um die Welt. Mit dem Fahrrad startete er in Barcelona und fuhr bis in den Iran. Danach reiste er per Anhalter nach Indien und wenig später wieder mit dem Fahrrad von dem Iran aus, bis zum Nordkap. Von dort wollte er bis nach Südafrika fahren und erreichte Anfang März wieder den Iran, der Zeitpunkt an dem die Infektionszahlen in die Höhe schossen. In einem Brief an unsere Redaktion, schildert er die Ereignisse im Iran aus seiner Sicht und gibt Einblicke in das alltägliche Leben der Iraner.
Hallo liebe Niederrheiner, ich möchte von meiner Situation im Iran berichten und wie ich die Coronakrise hier erlebt habe.
Wie ihr von mir zuletzt gehört habt bin ich im Januar am Nordkap angekommen und konnte dort die erstaunlichen Polarlichter bewundern. Mit dem ersten Schritt, weg vom Nordkap, fing meine Reise zum „Südkap“, das Kap der guten Hoffnung in Südafrika, an. Mit dem Fahrrad fuhr ich runter bis nach Riga in Lettland und beschloss mein Fahrrad bei einem Freund zu lagern, da ich nicht davon überzeugt war dass es noch den Weg bis nach Afrika schafft. Ich fuhr mit dem Bus und per Anhalter über Polen nach Ungarn, Rumänien und Bulgarien und erreichte schließlich Ende Februar Istanbul in der Türkei.
Mein Plan war es nun als Deutschlehrer im Iran zu arbeiten und danach meine Reise über die arabischen Emirate, dem Oman, Saudi-Arabien und Ägypten bis nach Südafrika fortzusetzen.
Ich bekam mein Visum für den Iran noch in der selben Woche ausgestellt und reiste per Anhalter bis in den Südosten der Türkei und durchquerte das schwer militarisierte Gebiet bis nach Hakkari.
Kurz vor der iranischen Grenze wurden dann die ersten Coronafälle im Iran bekannt gegeben.
Da ich mich kurz vor der Grenze befand, beschloss ich mit allerhöchster Vorsicht in den Iran einzureisen und wurde förmlich durchgewunken.
 
 
Mit dem Bus fuhr ich dann über die Hauptstadt Teheran zur Wüstenstadt Yazd. Ich kam bei einem guten Freund unter und befinde mich noch immer in seiner Wohnung.  Da nach der Ausbreitung des Virus die Länder um den Iran herum kurze Zeit später die Grenzen geschlossen haben, hat die iranische Regierung beschlossen vorerst alle Touristen, auch ohne gültiges Visum, bis Ende Mai den Aufenthalt zu gewähren.
Zu meiner Ankunft waren die Straßen schon leer und die wenigen Menschen die ich sah, hielten sich penibel an die Hygienevorschriften, trotzdem sah ich Mitte März noch Sportvereine im Park gemeinsam trainieren.  Am 20. März feierten die Iraner das persische Neujahrsfest „Nouruz“. Die Geschäftigkeit auf den Straßen ist vergleichbar mit Weihnachten in Deutschland, ausgenommen dieses Jahr. Die sowieso schon menschenleeren Straßen sind nach der Zwangsschließung der Geschäfte völlig verwaist gewesen.  Nach einem erschütterten Jahr voller Naturkatastrophen, Sanktionen und wirtschaftlichen Problemen, haben die Iraner nun das traurigste Neujahr seit langem „gefeiert“. Wenige Tage später wurden die Zufahrten zu den Städten kontrolliert und nur noch Einwohner durften in ihre jeweilige Stadt fahren. Die Parks und alle weiteren öffentlichen Plätze wurden abgesperrt und durch die Polizei bewacht. Eine Ausgangssperre gab es jedoch zu keiner Zeit was mich, angesicht dessen dass es sich hier um den Iran handelt, verwundert hat.
Ich hielt mich die meiste Zeit in der Wohnung auf und war gut beschäftigt.
Seit einigen Tagen nun haben die Geschäfte wieder geöffnet, währenddessen alles Andere (Zufahrten, Schulen, öffentliche Plätze) noch geschlossen ist. Die Menschen gehen aber wieder raus und versuchen wieder zurück in den Alltag zu finden und zugleich blicken sie voller Sorgen in die Zukunft. Viele Existenzen hat die Krise ruiniert und die Menschen mit denen ich gesprochen habe, haben kein Vertrauen mehr in die Regierung.
Die Schwester meines Gastgebers musste Monate sparen um sich ein Shampoo zu kaufen dass sich von 5€ auf 22€ verteuert hat, sprich Importe werden immer teurer.

Der in den letzten Jahren immer stärker gewordene Tourismus ist für viele ein kleiner Lichtblick gewesen, da dieser nun komplett zum erliegen gekommen ist fehlt auch hier jegliche Zuversicht.
Ich muss die Situation erst abwarten und werde dann versuchen mich hier einzubringen und zu helfen wo es nur geht.
Mir geht es zurzeit gut und ich werde alle Vorsichtsmaßnahmen treffen um mich und meine Mitmenschen zu schützen. Hier im Iran blickt man mit Neid und Begeisterung auf die deutschen Maßnahmen zur Krisenbewältigung und wünscht sich dies auch hier.
Nur die Sache mit dem Toilettenpapier kann hier nicht nachvollzogen werden, da hier im Iran kein Toilettenpapier verwendet wird ?.
 
 
Ich wünsche euch nur das Beste und bleibt gesund.
Viele Grüße aus dem Iran in den Niederrhein.
Herzlichst,
Der Mann mit dem Hut.
http://www.mithutumdiewelt.wordpress.com
Fotos: Der Mann mit dem Hut

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