Mehr Verständnis für unsere Landwirte am Niederrhein
Bereits zum dritten Mal hat die Volksbank Niederrhein am Mittwochabend zu ihrem digitalen Talk eingeladen. Aus Tradition eng mit der Landwirtschaft verbunden, ist die Volksbank stolz darauf, mit dem Raiffeisenmarkt Niep eine eng mit der Landwirtschaft kooperierende Warengenossenschaft als Tochtergesellschaft zu haben.
Zum Thema „Hat die Landwirtschaft am Niederrhein noch eine Zukunft?“ hatte sich Volksbank-Chef Guido Lohmann kompetente Gäste eingeladen.
Anna Kleinheßling, betreibt mit ihrem Mann Torsten einen Milchviehbetrieb in Hamminkeln-Werthersbruch und ist seit Dezember 2020 Kreislandwirtin. „Mein Tag beginnt mit einer Tasse Kaffee“, sagt sie lachend, „danach ergeben sich die meisten Dinge von selbst: Stallarbeit, Feldbestellung und in der aktuellen Corona-Zeit auch die Betreuung der Kinder.“ Die Doppelbelastung als Geschäftsfrau und Mutter bewältigt sie durch den Zusammenhalt in der Familie.
Frauen sind in der Landwirtschaft in den letzten Jahren immer mehr geworden, vor allem als Betriebsleiterin. Auch bei den Azubis ist die Frauenquote gestiegen. Sie stellt als Ausbilderin allerdings fest, dass auch in der Landwirtschaft die Ausbildungsplätze in den letzten Jahren deutlich schwieriger zu besetzen sind. Auf die Frage, was sie als Landwirtschaftsministerin ändern würde, ist ihre Antwort: „Ich würde die Verordnungen so anpassen, dass jeder Landwirt seinen Weg finden kann.“
Mit Verordnungen kennt auch der zweite Talkgast der Runde sich aus: Arne Jordans, Landwirt aus Xanten betreibt eine Ferkelaufzucht. Vor einigen Jahren hat er bereits umfangreich in seinen Betrieb investiert. Bei den aktuellen Vorschlägen der Borchert-Kommission zur Verbesserung des Tierwohls, stellt sich Jordans, wie viele andere Landwirte, die Frage nach der Finanzierbarkeit angesichts der niedrigen Fleischpreise. Für mehr Tierwohl muss der Verbraucher bezahlen, „man kann keine Limousine bestellen und einen Kleinwagen bezahlen, das funktioniert einfach nicht“. Deshalb würde er seinen Job als Landwirtschaftsminister nutzen, um eine Imagekampagne für die Landwirtschaft zu starten „damit die Bevölkerung weiß, was wir tun und warum wir es tun“.
Johannes Leuchtenberg betreibt einen Milchviehbetrieb in Neukirchen-Vluyn und ist Vorsitzender der Kreisbauernschaft. Auch ihm wurde die Frage gestellt, was er als Landwirtschaftsminister tun würde. Sein Anliegen wäre, Lebensmittel, die in Deutschland verkauft werden, nur nach deutschen Vorschriften produziert werden dürfen, auch Lebensmittel aus dem Ausland. Natürlich kennt auch er das Thema Verordnungen nur zu gut, z.B. die aktuelle Düngeverordnung. „Sie müssen sich das so vorstellen, als wenn Sie ein Kind aufziehen und es nur 80% von dem bekommt, was es benötigt, um zu wachsen, so geht es uns mit unseren Pflanzen.“ Auch das Insektenschutzgesetzt macht den Landwirten zu schaffen. Die Landwirtschaft soll den Insektenschwund „ausbügeln“. Tatsache ist aber, dass immer mehr Häuser, Industriegebiete und Straßen gebaut werden und auf Asphalt keine Blumen wachsen.
Auf dem Foto v.l.n.r.
Arne Jordans, Johannes Leuchtenberg, Anna Kleinheßling, Guido Lohmann