Moers

Handwerkspräsident zu Gast beim Initiativkreis

Zu seinem traditionellen Herbstempfang hatte der Initiativkreis Moers in diesem Jahr seine Mitglieder in das Autohaus Minrath eingeladen. Prominenter Gastredner war der langjährige Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Hans Peter Wollseifer.
Bei hochsommerlichen Temperaturen begrüßte der Initiativkreis-Vorsitzende Guido Lohmann rund siebzig Gäste. „Wir empfinden die erneut große Resonanz auf unsere Einladung als Wertschätzung für unser Engagements in Moers und für Moers“ freute sich Lohmann über ein volles Haus trotz des zeitgleichen Abschlussabends der Moerser Kirmes und des sonnigen Wetters.

Auch Gerd Minrath, Vorsitzender der Familienstiftung Minrath und deren Geschäftsführer Thomas Borusiak weilten unter den Gästen. Borusiak stellte in seinem Grußwort das Autohaus Minrath vor und erntete großen Applaus für den Hinweis, dass auch in diesem Jahr wieder neunzehn Auszubildende bei Minrath ihren Start in das Berufsleben begonnen haben. „Wir binden unsere Azubis vom ersten Tag an aktiv in das Unternehmensgeschehen ein und geben ihnen ausreichend Raum, ihre Kreativität und ihre Ideen bei uns einzusetzen“ erläuterte Borusiak. Derzeit würden mit insgesamt knapp vierhundert Mitarbeitern rund einhundertfünzig Neufahrzeuge pro Woche an die Kunden ausgeliefert und pro Jahr einschließlich der Werkstattarbeiten etwa vierzigtausend Fahrzeuge bewegt. Zudem investiere Minrath sehr umfangreich am 40.000 qm großen neuen Standort Jostenhof. Hier rechnet Borusiak mit der Bezugsreife Ende 2023. „Wir sind stolz darauf, so ein innovatives und bedeutendes Unternehmen, das sich klar zum Standort Moers bekennt, hier bei uns in der Stadt zu haben“ bedankte sich Lohmann bei Borusiak und dem gesamten Team des Autohauses.

Lohmann selber verdeutlichte das Selbstverständnis des Initiativkreises, „der sich für Moers als Stadt des Wohnens, Lebens, Einkaufens, der Kultur, des Sports und als attraktiven Wirtschaftsstandort einsetzt und wirbt“. Genau deswegen bringe man sich auch weiterhin kritisch-konstruktiv in das Stadtgeschehen ein.

Lohmann zeigte sich angesichts hartnäckiger Inflation, stagnierender Kernindustrie und der  schwächelnden Exportwirtschaft besorgt über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. „Wir sind seit vier Jahren in einem Dauerkrisenmodus“, dazu komme die dringende Notwendigkeit der ökologischen Transformation. Dies überfordere derzeit viele Menschen. Lohmann vermisst umso mehr einen klaren Kurs in der Bundespolitik. Stattdessen würden „hektische und halbgare Gesetze“ an vielen Stellen für Verwirrung sorgen. „Viele Menschen kommen da einfach nicht mehr mit und sind verunsichert.“ Genau darin sieht Lohmann wiederum die Gefahr, dass „Rattenfänger von rechts- und linksaußen“ sich diese Verunsicherung zu eigen machen und für ihre demokratiefeindlichen Bestrebungen rücksichtslos nutzen. Die Situation ständig nur zu beklagen reiche jedoch bei weitem nicht aus. Vielmehr müssten den Worten nun auch endlich strukturierte und vor allem ideologiefreie Taten folgen.

Handwerkspräsident zu Gast beim Initiativkreis

Hans Peter Wollseifer, der bis Ende 2022 als Handwerkspräsident einen der größten Arbeitgeberverbände in Deutschland geleitet hat und nun dessen Ehrenpräsident ist, griff in seiner Rede die Punkte von Lohmann auf und zeigte an zahlreichen Beispielen eindrucksvoll, wo die Probleme des deutschen Mittelstandes derzeit liegen. Viele Politiker würden in Deutschland permanent von dringend nötigem Bürokratieabbau reden, aber genau das Gegenteil finde statt. „Wenn in nur zwei Jahren Ampelregierung allein in Berlin gut 1300 neue Beamtenstellen geschaffen worden sind, davon ein Großteil im Wirtschaftsministerium, darf man sich auch nicht wundern, dass auf die Unternehmen immer weiter ausufernde Verwaltungsbürokratie zukomme“ so Wollseifer. Kopfschütteln rief bei den Gästen auch der Hinweis hervor, dass etwa Bäckereien, die übrig gebliebene ältere Ware an Landwirte als Viehfutter weitergeben wollen, mittlerweile qua Verwaltungsakt gezwungen werden, sich hierfür als Futtermittelproduzenten mit allen bürokratischen Folgewirkungen anzumelden. Auch die Umsatzsteuer in Deutschland sei in den letzten 20 Jahren mehr als dreißig Mal verändert worden. „Wie soll ein Betrieb mit wenigen Mitarbeitern solch eine Bürokratie noch meistern?“ fragte Wollseifer. Die Folge solch ausufernder Bürokratie sei, dass es immer weniger Menschen gebe, die den Weg in die Selbständigkeit suchen.

Wollseifer vermisst Wertschätzung für das Handwerk und die dort beschäftigten Menschen. „Die ökologische Transformation unserer Wirtschaft geht nicht ohne ein funktionierendes Handwerk“ so Wollseifer. Wenn aber schon jetzt 250.000 junge Menschen im Handwerk fehlen würden, dann sei es höchste Zeit für eine Kehrtwende. Statt über eine Vier-Tage-Woche und immer komplexere Freizeitmodelle zu diskutieren, sei es mehr denn je nötig, die Arbeitskapazitäten in Deutschland endlich wieder auszuweiten. Während in Schweden im Durchschnitt dreihundert Stunden pro Jahr mehr gearbeitet würden, sei Deutschland mittlerweile Freizeit-Vizeeuropameister.

Während frühere Bundesregierungen den Rat aus der Praxis aktiv gesucht und aufgenommen hätten, zeige sich die Ampelregierung verschlossen und ausschließlich wissenschaftsorientiert. „Praktiker kommen hier nicht mehr zu Wort, stattdessen werden wissenschaftliche Gutachten ohne Ende angefertigt.“

Im Anschluss an die Ausführungen von Hans Peter Wollseifer ergab sich noch eine rege Diskussion, in der deutlich wurde, dass Wollseifer mit seiner Analyse und seinen Handlungsvorschlägen den Nerv der Zuhörer getroffen hatte.

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