Presseclub Niederrhein erlebte auf Familienausflug „Mörderisches in Münster“
„Wir schaffen nur drei Morde im Jahr“
Von Ulf Maaßen
Wären die beliebten TV-Ermittler Boerne, Thiel und Wilsberg schon im Jahr 1957 im westfälischen Münster auf ihre Spurensuche gegangen – der deutschen Justiz wäre im spektakulären Mordfall Hermann Rohrbach sicherlich ein folgenschweres Fehlurteil erspart geblieben. So aber bleibt das Rätsel dieses Kriminalfalles weiterhin ungelöst und sorgte bei den Teilnehmern des Familienausfluges des Presseclubs Niederrhein (PCN) für ein schauriges Kribbeln.
Was ja auch erwünscht war, denn schließlich lernten die PCN-Mitglieder in diesem Jahr unter dem Motto „Mörderisches in Münster“ eine andere Seite der geschichtsträchtigen Metropole kennen. Da ist zum einen das Täuferreich von Münster, das 1534 von einer christlichen Sekte errichtet wurde. Die katholische Kirche machte kurzen Prozess mit den Wiedertäufern. Die gefolterten und hingerichteten Täufer wurden in drei eisernen Körben an der Lambertikirche zur Abschreckung angebracht. Die Originale der Körbe – ohne Inhalt – hängen dort noch immer.
Von weit größerer Bedeutung war der Dreißigjährige Krieg, ein europäischer Religionskrieg, der sein Ende 1648 durch den Westfälischen Frieden in Münster fand. Diplomaten der beteiligten Länder fanden sich dafür im Historischen Rathaus ein. Im ehemaligen Ratssaal und heutigen Friedenssaal empfing Beate Vilhjalmsson, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Münster, die PCN-Mitglieder, um sie auf einen kurzen Streifzug durch die Historie dieser Zeit zu führen. Und auch hier wieder sorgten ungeklärte Fragen für ein Kribbeln: Was haben ein edler Damenschuh und eine abgehackte Hand, die bei Restaurierung des Saales gefunden wurden, mit dem Westfälischen Frieden zu tun?
Um erfundene Geschichte(n) aus Münster besser kennenzulernen, mussten die PCN-Mitglieder nur Hartwig Homann folgen. Der Stadtmarketing-Mitarbeiter unternahm mit ihnen einen Krimi-Rundgang auf den Spuren von ARD-Tatort-Ermittlern Professor Karl-Friedrich Boerne und Kommissar Frank Thiel sowie Privatdektektiv Georg Wilsberg. ZDF-Krimifigur Wilsberg ist sogar ein Münsteraner Original, erfunden und geschrieben von dem Münsteraner Jürgen Kehrer, einem Journalisten und Stadtmagazin-Herausgeber.
Für die Stadt Münster sind die beiden Krimiserien bundesweit ein Image-Gewinn. Neun verschiedene Führungen und Events rund um Mord und Totschlag bietet die städtische Marketingabteilung unter den Begriff „StattReisen“ für Touristen an. „Ich muss aber klarstellen, dass es in Münster – wenn man die beiden Krimiserien dazu zählt – keine sieben Mordopfer gibt. Wir schaffen es laut Kriminalstatistik nur auf drei Morde im Jahr“, klärt Hartwig Homann die PCN-Mitglieder auf.
Schnell machte Hartwig Homann auch klar, wie viel Original-Münster in den beiden Krimiserien zu sehen ist. Nämlich nur fernsehgerechte Außenaufnahmen vom Prinzipalmarkt, St. Lamberti und dem Aasee. „Pathologie, Kommissariat oder auch die Boerne-Villa gibt es hier nicht. Selbst in der Folge mit den Wiedertäufern hat man bei den Turmaufnahmen getrickst.“
Ähnlich verhält es sich bei der Wilsberg-Serie. Mit einer großen Ausnahme: das Antiquariat von Georg Wilsberg gibt es wirklich. Im Schatten der Liebfrauen-Unterwasserkirche stellt Inhaber Michael Solder zweimal im Jahr sein kleines Geschäft samt Büchern als Drehort zur Verfügung. Doch nur bis zum Vorhang. Wer dahinter Wilsbergs Küche vermutet, wird enttäuscht. „Publikum habe ich zu genüge im Laden. Aber Umsatz mache ich damit nicht“, erklärt der Antiquar den Besuchern vom Niederrhein.
Fotos: Lokale Blicke NRW