Wachstumsschub für Enni
Nächste Entwicklungsschritte bestätigen die Strategie des Moerser Energieversorgers
Die ENNI Energie & Umwelt Niederrhein (Enni) setzt auf ihrem Wachstumskurs in den Niederrhein weiter auf Kooperationen. Nachdem so zuletzt im Vorjahr die Beteiligung an der Erdgasversorgung Schwalmtal und damit erstmals der Sprung in den Kreis Viersen gelang, macht das Unternehmen nun weitere Entwicklungsschritte. Gestern präsentierten der Vorsitzende der Geschäftsführung Stefan Krämer und sein Aufsichtsratsvorsitzender Volker Marschmann dabei neue Beteiligungen und mit der NEW Niederrhein Energie und Wasser (NEW) auch einen neuen Gesellschafter mit niederrheinischen Genen. Das Mönchengladbacher Dienstleistungsunternehmen übernimmt im Zuge der Neuausrichtung des bisherigen Gesellschafters Westenergie deren Anteile und wird nach der Stadt Moers zweitgrößter Gesellschafter der Enni. Als Mitgift bringt NEW zudem einen Anteil an ihrer Erneuerbaren-Tochter NEW Re mit in die Ehe. „Das zahlt, wie der durch die Gelsenwasser AG 2022 eingebrachte Anteil am Windpark Hünxer Heide, erneut auch auf unsere Nachhaltigkeitsziele ein“, so Krämer. Auch wenn die Folgen der Energiekrise das Unternehmen derzeit stark fordern, musste Enni laut Krämer die Chance zum nächsten Wachstumsschritt unbedingt nutzen, die sich dabei auch für die Gründung einer gemeinsamen Netzgesellschaft in Rheinberg aufgetan hatte. An dieser wird Enni den Löwenanteil halten, die Westenergie als heute größte E.ON-Tochter Minderheitsgesellschafter sein. „Damit liegen die Rheinberger Strom- und Gasnetze jetzt in einer Hand“, sieht Krämer hierin die Chance, auch in seiner Nachbarstadt den Umbruch der Energieversorgung aktiv mitzugestalten.
Mit den jetzigen Transaktionen halten die Gesellschafter der Enni an ihrem seit der Unternehmensgründung bewährten Kooperationsmodell fest. Bei dessen Initialzündung hatten die Städte Moers und Neukirchen-Vluyn im Jahr 2000 ihre Stadtwerke fusioniert und gleichzeitig die rhenag Rheinische Energie AG und RWE gegen Einbringung von Netzen an der Enni beteiligt. „Durch die damalige Weitsicht konnten wir unser Unternehmen stärken und der Region im aufkommenden Wettbewerb ein bis heute von kommunalen Interessen dominiertes Unternehmen erhalten“, würden die beteiligten Städte laut Aufsichtsratschef Volker Marschmann von der guten Entwicklung eines heute in mehreren Kreisen des Niederrheins agierenden Regionalversorgers profitieren. „Mit einem Überschuss von zuletzt rund 33 Millionen Euro ist Enni für die kommunalen Haushalte heute eine wichtige Stütze und mit über 300 Millionen Euro viermal so viel wie zur Gründung wert.“
Auch die neue Rheinberger Netzkooperation hilft dabei, Kosten zu reduzieren und Ergebnisse in der Region zu halten. Enni wird am neuen Gemeinschaftsunternehmen Energienetze Rheinberg GmbH einen Anteil von 82 Prozent halten, Westenergie ist über ihre Tochter Westnetz mit 18 Prozent beteiligt. Über ein sogenanntes Doppelstockmodell bringen die Partner in unterschiedlichen gesellschaftsrechtlichen Konstellationen ihre bisherigen Rheinberger Strom- und Gasnetze in dieses Modell ein. Die Netze liegen damit gebündelt in einer Hand. „Das spart auch bei der Erneuerung der Netze Zeit und Kosten“, so Krämer. Trotzdem bleiben den Rheinberger Bürgern die gewohnten Anlaufstellen erhalten. „Wir haben über Pachtverträge geregelt, dass in den technischen Belangen beim Gas die Gelsenwasser und beim Strom Westnetz weiter die Betriebsführung übernehmen.“ Sein Unternehmen verantwortet dabei die kaufmännischen Dienstleistungen für die Netzgesellschaften und hat insgesamt die Chance, perspektivisch ein Versorgungsunternehmen für Rheinberg zu entwickeln. „Das ist in Zeiten des Umbruchs in der Energielandschaft für die Stadt eine interessante Option“, ist Krämer überzeugt.
Überzeugt ist Krämer auch vom neuen Gesellschafter NEW. „Mit einem Umsatz von zuletzt rund 1,2 Milliarden Euro versorgt NEW heute rund 900.000 Menschen am Niederrhein, ist kommunal geprägt und hat auch Interesse an der guten Entwicklung der Region“, sieht Krämer hier viele Parallelen zu Enni. „Auch kennen wir uns aus der Zusammenarbeit im Stadtwerkeverbund Trianel und als Partner in der Erdgasversorgung Schwalmtal gut“, passe NEW als Partner prima. Dabei erfüllt NEW sofort Krämers Erwartung, sein Unternehmen zu stärken. Denn mit der Beteiligung an der NEW Re sei der erste Schritt für eine intensive Zusammenarbeit bereits getan. An dem bisherigen Gemeinschaftsunternehmen der NEW und der Stadtwerke Grefrath wird Enni 25,1 Prozent und damit Anteile an dutzenden Solar- und Windprojekten in einem Gebiet von Grefrath im Norden bis nach Geilenkrichen im ehemaligen Braunkohlerevier halten. „Hier liegt nach dem Kohle-Aus noch große Entwicklungspotential“, werde Enni hier auch über einen Geschäftsführer aktiv an der weiteren Entwicklung mitwirken. NEW erhalte nach einer beidseitigen Unternehmensbewertung im Gegenzug den Anteil von rund 2 Prozent an Enni.
Insgesamt bleibt Enni auch im neuen Konstrukt mehrheitlich im Besitz der Stadt Moers, die über die ENNI Stadt & Service Niederrhein weiter 62,88 Prozent der Anteile hält. NEW ist nun mit 18,1 Prozent, Gelsenwasser, auch durch die Übernahme eines Teils der Westenergie-Anteile und eine vereinbarte Barkapitaleinzahlung, weiter mit 15 Prozent an Enni beteiligt. Auch die Stadt Neukirchen-Vluyn wird mit einem Anteil von nun 4,22 Prozent weiter an der guten Entwicklung der Enni beteiligt bleiben. Die rechnet durch die jetzigen Transaktionen über Betriebsführungs- und Beteiligungserträge mit einem zusätzlichen jährlichen Ergebnis vor Steuern von rund 600.000 Euro. „Insgesamt stärken auch die jetzigen Wachstumsschritte die Wirtschaftskraft unseres Unternehmens und der Region. Zudem tragen sie zum Ausbau erneuerbarer Energie am Niederrhein bei und machen uns als Arbeitgeber noch attraktiver“, zahle all das wie von Krämer gewollt voll auf die Unternehmensziele ein.