Stadt startet einjährigen Verkehrsversuch in Vluyn
Das Auto auf den kurzen Strecken stehen lassen und stattdessen aufs Fahrrad steigen oder zu Fuß gehen: Das ist eines der wesentlichen Ziele, die im Klimafreundlichen Mobilitätskonzept der Stadt Neukirchen-Vluyn formuliert sind. Im Vluyner Zentrum soll deshalb im September ein einjähriger Verkehrsversuch starten als eine der verschiedenen Maßnahmen, Neukirchen-Vluyn fahrrad- und fußgängerfreundlicher zu machen.
Das Klimafreundliche Mobilitätskonzept der Stadt Neukirchen-Vluyn hatte der Stadtrat im Jahr 2019 beschlossen. Ein externes Ingenierbüro hat darin über 80 Maßnahmen aufgelistet, um die Mobilität in der Stadt fit für die Zukunft zu machen. Im Bereich des Zentrums Vluyn entlang der Niederrheinallee wurden starke Konflikte zwischen Kfz-Verkehr, ÖPNV, Radfahrer*innen, Fußgänger*innen und dem ruhenden Verkehr identifiziert. Vor diesem Hintergrund empfiehlt das Konzept beidseitige Schutzstreifen für Radfahrer*innen und ein Haltverbot entlang der Fahrbahn der Niederrheinallee. Bereits umgesetzt wurde Tempo 30 zwischen Springenweg und Vutzkreisel sowie die Einrichtung der Fußgängerzone am Vluyner Platz. Bürgermeister Ralf Köpke erklärt, warum nun der Verkehrsversuch starten soll: „Es handelt sich dabei um ein Ausprobieren von Maßnahmen, die die Straße für alle Verkehrsteilnehmenden sicherer machen soll. Wir wissen, wie unterschiedlich die Ansprüche von Bürgerinnen und Bürgern, Händlerinnen und Händlern sowie den Verkehrsteilnehmern sind. Doch wir wissen auch, dass sich unsere Mobilität in Zukunft ändern muss. Mit Blick auf das Erreichen der Klimaziele, aber auch mit Blick auf die Steigerung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum und der Gleichberechtigung der Verkehrsteilnehmer.“
Das Mobilitätskonzept hat offengelegt, dass 51 Prozent der Befragten schon jetzt entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad das Vluyner Zentrum ansteuern. Ihren Nutzungsansprüchen und Wünschen wird die aktuelle Infrastruktur, die vor allem auf den motorisierten Verkehr ausgerichtet ist, nicht gerecht. So ist der Gehweg zwar mittlerweile durch die Beschilderung den Fußgängern vorbehalten. Eine Alternative für die Radfahrenden stellt jedoch nur die Fahrbahn dar, die durch den Auto- und Lkw-Verkehr sowie die parkenden Fahrzeuge als unsicher und unübersichtlich wahrgenommen wird.
Der Verkehrsversuch soll damit insbesondere der Verkehrsberuhigung und dem Schutz der Radfahrer*innen auf der Fahrbahn dienen, indem ein Haltverbot auf der Fahrbahn der Niederrheinallee zwischen Vutz-Kreisel und Springenweg eingerichtet wird. Schutzstreifen können nach vertiefter Prüfung aufgrund der geringen Fahrbahnbreite nicht aufgebracht werden. Da das Haltverbot jedoch voraussichtlich zu einer schnelleren Fließgeschwindigkeit des motorisierten Verkehrs führen wird, ist es aus Sicht der Verwaltung gegebenenfalls notwendig, zusätzlich ein Überholverbot von Zweirädern zu ergänzen.
„Wir wollen niemanden unnötig gängeln. Allerdings sollen Rad- und Fußverkehr in der Stadt künftig stärker gleichberechtigt zum Auto behandelt werden. Das wird im Falle von Vluyn Veränderungen für die Autofahrer bedeuten, die aber der Sicherheit der übrigen Verkehrsteilnehmer dient“, verdeutlicht Bürgermeister Köpke. „Die Wegnahme der Parkplätze auf der Fahrbahn muss als Chance begriffen werden“, unterstreicht er. „Wenn mehr Menschen mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind und eine Verkehrsberuhigung erreicht ist, können wir mehr Aufenthaltsqualität schaffen. Der Ortskern kann sich dann an den Menschen orientieren, nicht am Verkehr.“ Gleichzeitig ist dem Stadtoberhaupt bewusst, dass die anliegenden Händlerinnen und Händler Sorgen haben, wenn Parkplätze wegfallen. „Wir werden den Kontakt zu den Betroffenen suchen und gemeinsam eruieren, welche weiteren Optionen im Rahmen des Versuchs sinnvoll sind“, so Köpke. „Dazu gehören beispielsweise Kurzzeit-Parkplätze in der Nähe der Geschäfte an der Niederrheinallee. Ein Monitoring des Ganzen mittels Verkehrssensorik und Befragungen ist ohnehin geplant.“
Foto: Archiv LB