Moers

Kaum Nitrat im Grundwasser

Kooperation des vorbeugenden Gewässerschutzes feiert in der Süsselheide 25. Geburtstag

An besonderen Geburtstagen knallen meist die Korken. Im Wasserschutzgebiet Niep-Süsselheide gab es gestern aber einen symbolischen Schluck reinsten Trinkwassers aus den Brunnenanlagen des dortigen Wasserwerkes.  Auch ohne das obligatorische Glas Sekt feierten die hier wirtschaftenden Landwirte und Vertreter des Wasserversorgers ENNI Energie & Umwelt Niederrhein (ENNI) ein besonderes Ereignis – den 25. Geburtstag ihrer Kooperation zum Schutze des Grundwassers. Mit der habe es ENNI laut ihres Geschäftsführers Stefan Krämer und ihres technischen Bereichsleiters Dr. Kai Gerhard Steinbrich geschafft, die gute Qualität des Lebensmittels Nummer eins in Neukirchen-Vluyn bis heute zu erhalten.
„Das Bündnis mit der Landwirtschaft ist ein Erfolgsmodell, durch das derzeit landesweit diskutierte Inhaltsstoffe wie das Pflanzenschutzmittel Glyphosat oder durch eine Überdüngung eingetragene Nitrate im ENNI-Wasser keine Themen sind.“ Auch Landwirt Stefan Bonsels schwört als Kooperationsvorsitzender auf die Zusammenarbeit. „Die hat uns Landwirten bis heute eine gewässerverträgliche Bewirtschaftung der Äcker ohne Ertragseinbußen ermöglicht.“ So sei die durch die NRW-Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser für 2019 angekündigte konsequente Umsetzung der neuen Düngeverordnung für ihn und seine Kollegen kein Damoklesschwert.
Die Zusammenarbeit zwischen Land- und Wasserwirtschaft in Neukirchen-Vluyn zählt zu den ältesten Bündnissen in Sachen Gewässerschutz des Landes. 1993 – damals noch unter Regie der Stadt – schlossen sich 15 im mehr als 500 Hektar großen Wassergewinnungsgebiet Süsselheide wirtschaftende Landwirte und die Stadt als damaliger Wasserwerksbetreiber zur Kooperation Landwirtschaft-Wasserwirtschaft zusammen. Ein lohnender Schritt, von dem heute alle ENNI-Kunden etwas haben: exzellentes Trinkwasser. Tatsächlich hat diese, ähnlich wie auch die wenig später im Jahr 1996 im Wasserschutzgebiet Moers-Vinn geschlossene Kooperation der ENNI, wie kaum andere Maßnahmen des vorbeugenden Gewässerschutzes gefruchtet. In Niep konnte ENNI die naturgegebenen niedrigen Nitratwerte von 5 bis 10 Milligramm pro Liter bis heute auf diesem Niveau halten.
Neben den zahlreichen, das Grundwasser schonenden Maßnahmen erwies sich vor allem ein durch ENNI finanzierter Berater der Landwirtschaftskammer des Kreises Wesel als Glücksfall. Hier haben die mittlerweile 29 Kooperations-Landwirte heute mit André Krohn einen sachkundigen Experten an der Seite, der als Bindeglied zwischen ENNI und den Landwirten fungiert. Spezialgebiet: alle Fragen des Pflanzenanbaus und -schutzes sowie der Düngung. Nebenbei finanziert ENNI für den Gewässerschutz Jahr für Jahr mehrere Programme. Zum einen säen die Landwirte dabei nach der Haupternte so genannte Zwischenfrüchte wie Senf, Oelrettich oder Gras. Die bleiben den Winter über auf den Feldern stehen und speichern nicht genutzten Stickstoff in Wurzeln, Stängeln und Blättern. Dadurch gelangt in der vegetationsarmen Phase deutlich weniger Nitrat ins Grundwasser. Zum anderen bewirtschaften
Landwirte heute möglichst viele Äcker extensiv. Heißt: Rund um die Förderanlagen sind in den Wasserschutzgebieten auf großen Flächen aus Ackerland reine Grasflächen geworden. „Hier verzichten die Landwirte heutzutage gänzlich auf Stickstoffdünger und Pflanzenschutzmittel“, so Bernd Kamradt, der wie André Krohn ebenfalls im engen Austausch mit der Landwirtschaft steht. Den geringeren Ertrag der Landwirte gleicht ENNI zudem finanziell aus. Das sei laut Kamradt günstiger, als Nitrat aufwändig und teuer aus dem Grundwasser zu entfernen. Aus fachlicher Sicht schätzen die Landwirte an der Kooperation besonders die seit Jahren systematisch durchgeführte Nährstoffbilanz. „Durch die kontinuierlichen Bodenproben wissen wir genau, wann und wie viel wir düngen müssen“, so Stefan Bonsels. Das bringt der unter enormen wirtschaftlichen Zwängen stehenden Landwirtschaft Kostenvorteile. „Wir setzen Betriebsmittel heute sehr sparsam ein.“ Insgesamt gehört die Güte des ENNI-Trinkwassers zu dem besten, was Nordrhein-Westfalen zu bieten hat. „Täglich fördern wir über unsere Anlagen bis zu 25.000 Kubikmeter Wasser, im Jahr sind es mehr als sieben Millionen Kubikmeter, wovon über ein durch die Bezirksregierung erteiltes Wasserrecht bis zu vier Millionen Kubikmeter aus den Süsselheider Brunnen stammen“, ist Kamradt überzeugt, dass gewässerschonende Maßnahmen auch in Zukunft zur Strategie der ENNI gehören. „Schließlich wollen wir auch zum 50. Geburtstag Erfolgsnachrichten vermelden und einen guten Schluck reinsten Brunnenwassers trinken.“
Die in Niep-Süsselheide wirtschaftenden Landwirte und die ENNI Energie & Umwelt Niederrhein feiern ein besonderes Ereignis – den 25. Geburtstag ihrer Kooperation zum Schutze des Grundwassers.
Das Foto zeigt v.l.: Tilmann Dreßler, Heiner Schürmann, Dr. Kai Steinbrich (ENNI), Heinz-Günter Grond, Stefan Bonsels, ENNI-Geschäftsführer Stefan Krämer, Andre Krohn und Bernd Kamradt (ENNI).
 
 
 

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