Volksbank steigert Gewinn trotz Krise auch in 2022
Die Volksbank Niederrhein hat das krisenbehaftete Jahr 2022 trotz aller wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen erfolgreich gemeistert. Das heimische Geldinstitut trotzte der Energie- und Wirtschaftskrise, die durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine entfacht wurde und baute ihre Marktposition sogar weiter aus. Sowohl das Geschäftsvolumen mit deutlich mehr als vier Milliarden Euro wie auch die Bilanzsumme mit erstmals mehr als zwei Milliarden Euro liegen auf neuen Rekordhöhen. Bemerkenswert auch, dass trotz der wirtschaftlichen Eintrübung der Nettokreditbestand der Volksbank Niederrhein ebenfalls auf neuer Rekordhöhe ist und in 2022 um rund zehn Prozent gesteigert werden konnte. Dabei verteilt sich das Kreditwachstum in etwa zu gleichen Teilen auf die private Baufinanzierung und auf das Firmen- und Gewerbekundengeschäft. Die Kundeneinlagen konnten im gleichen Zeitraum um gut neun Prozent gesteigert werden. Unter dem Strich verzeichnet die Volksbank Niederrhein für das Geschäftsjahr 2022 gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung ihres Bilanzgewinnes um rund fünf Prozent.
„Nach mehr als zwei Jahren Pandemiebelastung hat unseren Kunden, aber auch uns, die kriegsbedingte Wirtschaftskrise mit explodierenden Energiekosten, nie dagewesenen Inflationsraten und einem deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung stark zu schaffen gemacht“, erläuterte Vorstandschef Guido Lohmann bei der Bilanzpressekonferenz. Umso höher bewertete er die Leistung der gesamten Bankmannschaft. „Ich ziehe meinen Hut vor dem großartigen Engagement jeder einzelnen Kollegin und jedes einzelnen Kollegen. Wir waren und sind auch unter deutlich erschwerten Rahmenbedingungen immer für unsere Mitglieder und Kunden da und helfen mit aller Kraft, die Krisenzeiten gemeinsam so gut wie eben möglich zu meistern“, so Lohmann.
Beeindruckende Zahlen also, die Lohmann und sein Vorstandskollege Dieter Hackstein gestern präsentieren konnten. „In einem für alle so schwierigen Jahr solche Markterfolge vermelden zu können, fühlt sich richtig gut an. Unsere Jahresbilanz für 2022 ist bärenstark“ freuen sich beide Vorstände.
Lohmann schickte seiner Bilanzvorstellung eine Gesamtbewertung der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen voraus. Dabei beleuchtete er zunächst die Gründe für das insgesamt noch gute Wirtschaftswachstum in Deutschland im abgelaufenen Jahr. Die Nachholeffekte beim privaten Konsum nach zwei Jahren der Einschränkungen seien ein wesentlicher Wachstumstreiber gewesen. Davon hätten u.a. Handel, Gastronomie und Reisebranche enorm profitiert. Flankiert worden sei dieser Effekt durch die zahlreichen staatlichen Unterstützungsprogramme. Lohmann: „Die Bundesregierung hat durch enorme finanzielle Direkthilfen die Belastungen für Unternehmen und Bürger deutlich abgefedert. Auch wenn es sicher im Einzelnen hieran berechtigte Kritik geben mag, aber das war schon stark, wie schnell und umfangreich die Maßnahmen realisiert worden sind.“ Lohmann richtete den Blick jedoch mit Nachdruck darauf, dass nun schon seit drei Jahren vornehmlich durch überproportional hohe staatliche Unterstützungsleistungen überhaupt Wirtschaftswachstum erzeugt worden sei. „Die finanziellen Belastungen hieraus für unsere Kinder und Enkel steigen dadurch nahezu unverantwortlich“ sorgt sich Lohmann. Wichtig sei es daher, jetzt endlich die drängenden Probleme der Wirtschaft wie etwa den Bürokratieabbau, steuerliche Entlastungen gerade im Mittelstand und die Sicherstellung kalkulierbarer Energiekosten mutig anzugehen. Der Wirtschaftsstandort Deutschland habe massiv an Attraktivität verloren. Um wieder ein gesundes Wachstum zu erreichen, könne nicht weiter auf staatliche Impulse gesetzt werden. Deswegen wünscht sich Lohmann jetzt eine Wirtschaftspolitik, die den Prozess schleichender Deindustrialisierung umkehrt und den Mittelstand entlastet.
Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen beleuchtete Lohmann auch das Inflationsgeschehen und geht davon aus, dass es „in 2023 schon alleine wegen des eintretenden Basiseffektes“ einen Rückgang geben werde. Allerdings erwartet der Bankchef für das gesamte Jahr 2023 eine weiterhin hohe Belastung der Menschen und Unternehmen durch eine Inflationsrate von “um die sechs Prozent“.
In 2023 sieht er nach der jüngsten Zinsanhebung durch die EZB noch „ein bis zwei weitere Zinsschritte durch die Zentralbank“. Wenn es nicht zu weiteren geopolitischen Krisen oder einer Zuspitzung des Ukraine-Konfliktes bzw. der Situation in Taiwan komme, „sollten wir die Zinsspitzen Mitte bis Ende 2023 gesehen haben“.
Gestiegene Kosten und Zinsen sowie zunehmender Fachkräftemangel führten dazu, dass die Neubautätigkeit in Deutschland 2022 sehr deutlich unter den Planzahlen der Regierung liege. Bezahlbarer Wohnraum werde derzeit kaum noch neu geschaffen, obwohl dies angesichts des stark gestiegenen Flüchtlingszuwachses mehr denn je erforderlich sei. Anschaulich erläuterte Lohmann anhand eines Rechenbeispiels die Auswirkungen von höheren Zinsen und Baukosten auf die Realisierbarkeit von Investitionsplanungen. Neubaumaßnahmen seien derzeit auch in Moers oder Xanten nur mit Mietpreisen von 13 Euro und mehr darstellbar. Das löse aber das Kernproblem in keiner Weise. „Es wird allerhöchste Zeit, auf politischer Ebene endlich die erforderlichen Rahmenbedingungen deutlich zu verbessern“.
Vorstand und Aufsichtsrat werden der Vertreterversammlung auf Basis des auch 2022 wieder sehr guten Geschäftsjahres im Juni eine Dividendenzahlung auf die Genossenschaftsanteile der rund 23.000 Mitglieder von 4,0% Prozent vorschlagen. „Damit beteiligen wir im Sinne unserer genossenschaftlichen Grundüberzeugung unsere Mitglieder auch angemessen an unserem Erfolg“ zeigt sich Lohmann auch in diesem Punkt fest entschlossen.
In die Zukunft blicken die Bankvorstände optimistisch. „Wir sind gut aufgestellt, haben eine klasse Mannschaft und freuen uns auf Veränderungen und Herausforderungen. Wir nehmen diese nicht einfach nur hin, sondern wir gestalten sie aktiv“, so das Credo von Lohmann.