Gesundheit

Schnelles Handeln bei Verdacht auf Schlaganfall

„Ich habe gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt“, berichtet Jürgen Beisel. Der 58jährige aus Aldekerk ist sportlich, hat keine Risikofaktoren wie Übergewicht oder Rauchen und hat einen Schlaganfall erlitten.

„Ich war zu Hause im Home-Office“, erzählt er, „habe gerade meinen Rechner runtergefahren und wollte meine Sporttasche packen. Da habe ich auf einmal so etwas wie einen Schlag bekommen, mein rechter Arm war träge, fühlte sich an wie eingeschlafen und ich fühlte mich ein wenig verwirrt.“ An einen Schlaganfall dachte Jürgen Beisel erst einmal nicht, er dachte, er hätte einen Schwächeanfall, ging an die frische Luft und machte ein paar Tests, wie zum Beispiel auf einem Bein stehen. „Ich merkte jedoch, dass ich nicht richtig sprechen konnte.“ Zum Glück war einer der beiden Söhne zu Hause, der sofort den Notarzt gerufen hat.

Die Krankenwagenfahrer bestätigten die Diagnose Schlaganfall und haben den Patienten auf eigenen Wunsch direkt ins St. Josef Krankenhaus nach Moers gefahren. „In Moers angekommen, ging alles unheimlich flott“, sagt Jürgen Beisel, „es wurde sofort ein CT gemacht und dann im Anschluss direkt die Angiographie, bei der der Thrombus mittels Thrombektomie entfernt wurde.“

Die Thrombektomie ist eine Therapiemöglichkeit in der Schlaganfallbehandlung und wird im Rahmen der Stroke Unit, der speziellen Schlaganfalleinheit am St. Josef Krankenhaus, seit 2015 durchgeführt. Dabei wird ein Spezialkatheter über die Leiste nach oben ins Gehirn geführt, der Mikrokatheter durch das Blutgerinnsel geschoben und dann wird ein zunächst zusammengefalteter Schirm („Stentretriever“) darübergelegt. Über diesen Weg wird das Blutgerinnsel vorsichtig aus der hirnversorgenden Arterie herausgezogen.

„Zwei Stunden nach der Behandlung konnte ich meinen Mann schon besuchen“, berichtet die Ehefrau, „er konnte normal sprechen und auch den Arm wieder bewegen.“ Dr. Stephan Haller, Chefarzt des Instituts für diagnostische und interventionelle Radiologie und Neuroradiologie am St. Josef Krankenhaus, hat den minimalinvasiven Eingriff durchgeführt. „Es ist einzig ein stecknadelkopfgroßer Infarkt entstanden, der jedoch keinerlei Einschränkung bedeutet“, so der Chefarzt, der diese Behandlung bereits seit mehr als 10 Jahren durchführt.

Jürgen Beisel ist schon nach 3 Tagen von der Stroke Unit entlassen worden. „Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie standen für Therapien bei mir am Krankenbett, hatten jedoch nichts zu tun“, lacht er; „alles ist wieder in Ordnung gewesen.“ Er ist wieder arbeitsfähig und treibt auch wieder Sport.

Für den erfolgreichen Einsatz der Thrombektomie gibt es nur ein knappes Zeitfenster ab Beginn der Schlaganfall-Symptomatik. Mit der Behandlung steigt für die Betroffenen die Chance, nach ihrem Schlaganfall nicht unter größeren Beeinträchtigungen zu leiden.

„Es ist von großer Wichtigkeit, dass Betroffene bei plötzlichen Ausfällen nicht lange warten und sofort den Notarzt rufen“, mahnt Dr. Stephan Haller, „lieber einmal zu viel als zu spät, denn jeder Schlaganfall ist ein Notfall.“ Seit der Corona-Zeit beobachten die Neurologen, dass Patient*innen mit Symptomen zu lange warten bevor sie ins Krankenhaus kommen. „Dabei geht wertvolle Zeit verloren“, so Dr. Haller und weist auf den FAST-Test hin, den Laien sofort durchführen können. Die Abkürzungen sehen für F(ace) – (Gesicht), A(rms) (Arme), S(peech) (Sprache) und T(ime) (Zeit).

Jürgen Beisel ist froh, dass ihm so schnell geholfen werden konnte und er keinerlei Einschränkungen nach seinem Schlaganfall hat.

Zur Behandlung eines Schlaganfalls steht darüber hinaus auch die Thrombolyse als medikamentöse Behandlung zur Verfügung. Dabei wird durch eine Infusion in die Armvene ein Medikament gespritzt, welches das Blutgerinnsel auflösen kann. Auch hier ist für den Erfolg die frühe Behandlung entscheidend.

„Welches Verfahren bei einem Patienten angewandt wird, entscheidet sich im individuellen Fall nach der Computertomographie“, so der Chefarzt über die Behandlungsmöglichkeiten.

FAST-Test

Face:

Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.

Arms:

Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.

Speech:

Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.

Time:

Zögern Sie nicht, wählen Sie unverzüglich die 112 und schildern Sie die Symptome.

BU (v.l.n.r.): Chefarzt Dr. Stephan Haller erklärt dem Patienten das Verfahren der Thrombektomie

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