NRW-Hochschulen intensivieren Forschung im Bereich digitaler kognitiver Assistenzsysteme und gründen das ‚Zentrum Assistive Technologien (ZAT) Rhein-Ruhr‘
Die Hochschule Rhein-Waal erhält gemeinsam mit der Hochschule Niederrhein, der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und der Universität Duisburg-Essen eine 2,7 Millionen Euro hohe Förderung durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen für das Projekt ‚Zentrum Assistive Technologien (ZAT) Rhein-Ruhr‘.
Alleine in Deutschland leben rund 7,8 Millionen schwerbehinderte Menschen und weitere 2,7 Millionen sind mit einer leichten amtlich anerkannten Behinderung auf fremde Unterstützung angewiesen. Die Zahlen werden in den nächsten Jahren aufgrund des demografischen Wandels vermutlich weiter steigern. Zusätzlich wächst der Fachkräftemangel im Pflegebereich und pflegende Angehörige kommen an ihre Belastungsgrenzen. Schon seit Jahren bemüht sich die Politik, Lösungen für diese Herausforderungen zu finden und fördert Forschungsprogramme, die sich u.a. mit neuen Technologien befassen.
Wie das Projekt ‚Zentrum Assistive Technologien (ZAT) Rhein-Ruhr‘: Mit einem Auftakttreffen am 11. Januar 2024 startete das Gemeinschaftsprojekt der Hochschulen Rhein-Waal (HSRW), Niederrhein (HSNR), Bonn-Rhein-Sieg (HBRS) und der Universität Duisburg-Essen (UDE). Die beteiligten Hochschulen bauen auf jahrelangen Erfahrungen in diesem Forschungsbereich auf – wie auch die HSRW seit mehr als zehn Jahren mit den Projekten MOBIL-mobil im Leben1, RubyDemenz, ADAMAAS oder AVIKOM2. In dem jetzigen gemeinsamen Projekt, das einen Förderzeitraum von drei Jahren umfasst, werden die Erfahrungen nun gebündelt und mit dem Zentrum die partizipative Forschung, die Entwicklung und der Praxistransfer von digitalen kognitiven Assistenzsystemen gestärkt und vorangetrieben. Unter digitalen kognitiven Assistenzsystemen versteht man technische Systeme, welche Menschen in ihrem Alltag bei Aufgaben unterstützt, bei denen Kognitionsfähigkeiten benötigt werden. Die Systeme zeigen dabei ein intelligentes Verhalten und können auf künstlicher Intelligenz basieren. Dabei beachten sie den Kontext und die individuellen Bedürfnisse der Nutzerinnen. Als Beispiel lassen sich Roboterpuppen zur Betreuung von Menschen mit Demenz nennen.
Die Projektleitung für das gesamte Konsortium haben Dr.-Ing. Christian Ressel, Professor für Ambient Intelligent Systems, und Dr. Nele Wild-Wall, Professorin für Psychologische Methodenlehre, Neuro- und Gerontopsychologie, beide am HSRW-Standort Kamp-Lintfort. Sie sehen das Ziel des Projekts darin, die Forschungsbestrebungen in diesem Bereich effizienter zu gestalten und auch eine sichtbare Community für Forschung und Öffentlichkeit zu schaffen: „Das Gemeinschaftsprojekt soll im Bereich der KI zum Beispiel die Kontexterkennung, Planung der Aktionen der technischen Systeme zur Erreichung von situationsgerechten Zielen vorantreiben“, so Ressel. Neben der inhaltlichen Arbeit sollen auch Strukturen aufgebaut werden, die ein „echtes“ Zentrum als Plattform entstehen lassen, um Forschung effizient durchzuführen, Transfermöglichkeiten zu schaffen, Forschungs-nachwuchs zu fördern und die Vernetzung von Stakeholdern wie Forschende und Verbände zu bündeln. Das ZAT soll ein Ort werden, an dem Forschung initiiert und durchgeführt wird. „Das Zentrum ZAT wird an den beteiligten Bildungseinrichtungen durch die dort vertretenen Forschungsschwerpunkte und Forschungsgebiete repräsentiert und wird sich vorerst virtuell und durch die bereits vorhandenen Labore der Öffentlichkeit präsentieren. Beispielsweise soll ein Mitmachcafé aufgebaut werden und es soll eine Nutzerinnen gesteuerte Plattform umgesetzt werden, die Interessierte und Betroffene über aktuelle Unter-stützungsmöglichkeiten und den Stand der Forschung informiert. Betroffene können aber auch mit den Forschenden in Kontakt treten, Feedback und Input (z.B. über wichtige Alltagsherausforderungen) geben und auch partizipativ an der Forschung teilhaben“, macht Ressel deutlich.
Bildnachweis
Online bzw. auf der Leinwand zu sehen (v.l.n.r.): Jordan Schneider (HBRS), Prof. Dr. Teena Hassan (HBRS) Vor Ort (v.l.n.r.): Prof. Dr. Benedikt Janßen (HSNR), Anne Ferger (UDE), Prof. Dr. Thomas Nitsche (HSNR), Prof. Dr. Nele Wild-Wall (HSRW), Prof. Dr. Bernhard Breil (HSNR), Prof. Dr. Christian Ressel (HSRW), Dr. André Krause (HSRW), Iman Awaad (HBRS), Michael Stolarz (HBRS), Barbara Arntz (HSRW) © Anja Peters / HSRW