Jugendkongress mit Mo Asumang: ‚Beim Ku-Klux-Klan habe ich Schiss gehabt‘
Auch Michel Abdollahi stellten die rund 250 Gäste viele Fragen. (Foto: pst)
Moers. (pst) „Am Ende wurde es immer ruhiger und die Nazis wollten ein Selfie mit mir machen. Da habe ich gemerkt: Wenn man mit ihnen kommuniziert, kann man sie auch erreichen.“ Diese Erfahrung der afrodeutschen Filmemacherin Mo Asumang – gemacht bei einer Nazi-Demo im thüringischen Gera – haben die rund 250 Schülerinnen und Schüler beim 8. Moerser Jugendkongress schwer beeindruckt. Im Berufskolleg für Technik Moers zeigte sie am Donnerstag, 24. November, ihren Dokumentarfilm „Die Arier“. Ob sie beim Treffen führender Vertreter des Ku-Klux-Klans nachts in der amerikanischen Wildnis keine Angst gehabt habe, interessierte die Schüler in der anschließenden Diskussion. „Beim Ku-Klux-Klan habe ich echt Schiss gehabt“, gestand sie. „Aber durch meine Neugierde und die vielen Fragen habe ich langsam wieder Oberwasser gewonnen.“ Wütend auf Rassisten sei sie nicht geworden, so die Antwort auf eine weitere Frage, aber sie habe eine wichtige Erkenntnis gewonnen. „Rassismus hält Menschen in Angst. Dass es solche Menschen gibt, habe ich gelernt.“ Und auch die Gäste haben einiges gelernt. Beispielsweise, dass Arier keineswegs blond und blauäugig sind, sondern, dass es sich um ein zentralasiatisches Hirtenvolk handelt, das sich vor rund 3.000 Jahren in Richtung Iran und Indien ausgebreitet hat.
Ein Monat im Nazidorf Jamel
Nicht nur Mo Asumang faszinierte die Schülerinnen und Schüler beim diesjährigen Jugendkongress. Der aus dem Iran stammende Hamburger Journalist Michel Abdollahi präsentierte seinen Film „Im Nazidorf“. Einen Monat lang lebte und filmte er im mecklenburgischen Jamel. Hier geben die Rechten den Ton an. 38 der 40 Einwohner sind Nazis. Für seinen engagierten Journalismus wurde er im Januar 2016 mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Asumang und Abdollahi standen am Vorabend des Jugendkongresses im Mittelpunkt einer Veranstaltung für alle im „Bollwerk 107“ mit rund 100 Gästen.
Schüler moderierten Kleingruppen
Dr. Thomas Pfeiffer vom Verfassungsschutz NRW erläuterte in der Schüler-Veranstaltung anschließend, warum Rechtsextremisten und – populisten andere Menschen ausgrenzen, welche Gruppen davon besonders betroffen sind und welche Folgen das für die Ausgegrenzten haben kann. Mitglieder des Geschichtsleistungskurses des Gymnasiums Adolfinum haben abschließend Kleingruppen moderiert und gemeinsam die Referate ausgewertet. Der Jugendkongress ist eine Veranstaltung des Kinder- und Jugendbüros der Stadt Moers, des Jugend-Kultur-Zentrums Bollwerk 107, des Schlosstheaters und der Volkshochschule Moers. Gefördert wurde er von der Volksbank Niederrhein.
Mo Asumang diskutierte im Anschluss an ihren Film mit den Schülerinnen und Schülern. (Foto: pst)