Josef Jeegers GmbH – ein Traditionsunternehmen in dritter Generation mit starken Frauen
Metallverarbeitendes Unternehmen mit sieben Mitarbeitern „lebt“ Integration
Duisburg. Rund sechs Jahrzehnte ist es her, dass der gebürtige Niederländer Johann Jeegers in Duisburg-Laar mit einem Pferdewagen Milch und Kartoffeln an Privathaushalte und Firmen auslieferte. Sein Sohn Josef Jeegers erbte vom Vater den Unternehmergeist und handelte ab 1949 mit Lumpen und Milch. Die Versorgung mit Calc ium überlassen die Nachfahren nun anderen. Die Lumpen wurden durch Metall abgelöst.
Seit 1956 ist die Josef Jeegers GmbH ein metallverarbeitendes Unternehmen. Anfang der 50er Jahre verlagerten die Unternehmenslenker den Betrieb von Laar nach Ruhrort zum Nordhafen. 24 Mitarbeiter mit Wurzeln in Deutschland, der Türkei, Russland, Kasachstan, Algerien, Marokko und Bulgarien gehören zum Familienunternehmen. Einer davon ist Eugen Minich. Dieser arbeitet mit seinen über 70 Jahren noch immer für den Betrieb, fühlt er sich hier doch gut aufgehoben und heimisch.
Teamwork wird bei Josef Jeegers, einem Betrieb der übrigens seit jeher an die Frauen der Familie vererbt wird, groß geschrieben. Sabine Rollik Sahin lenkt heute die Geschicke des Traditionsunternehmens gemeinsam mit ihrem Ehemann Rechtsanwalt (RA) Cetin Sahin, der zugleich Justiziar des Betriebs ist. Seit Kurzem verstärkt Cousin Bülent Sahin als Betriebsleiter das Unternehmen. Dass Cetin und Bülent Sahin „von Berufs wegen“ mal mit Metallverarbeitung zu tun haben würden, war nicht vorgezeichnet: Cetin Sahins Ursprungsprofession ist die Rechtswissenschaft. Und auch heute noch ist er als niedergelassener Anwalt aktiv. Bülent Sahin ist ebenfalls Akademiker, nämlich diplomierter Politikwissenschaftler. Auf die Frage, ob und – wenn ja – wie, ihre beiden Berufswelten zusammenpassen, antwortet RA Cetin Sahin mit einem Lächeln: „So können wir unsere Talente besser ausleben.“
Der Großteil der Mitarbeiter bei der Josef Jeegers GmbH hätte es aufgrund des fortgeschrittenen Alters, ungerader Erwerbsbiografien oder gesundheitlicher Einschränkungen schwer, anderenorts auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Bei Josef Jeegers haben sie alle eine Chance erhalten. „Und die allermeisten haben sie auch genutzt“, weiß Sabine Rollik Sahin. „Dass die Josef Jeegers GmbH Flüchtlingen Praktika im Unternehmen anbietet, um ihre sprachlichen Fähigkeiten auszubauen, finde ich toll. Erwähnenswert sind auch die Fahrradspenden des Betriebs an verschiedene Duisburger Unterkünfte. Bei der Josef Jeegers GmbH in Ruhrort werden Integration und soziale Verantwortung auf das Beste gelebt“, zeigt sich Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link beim Vor-Ort-Besuch begeistert. „Jeden Samstag essen wir nach getaner Arbeit zusammen; auch das stärkt das ‚Wir-Gefühl‘, erzählt RA Cetin Sahin. „Hut ab vor so viel Engagement!“, so Duisburgs Stadtoberhaupt.
Neben gesellschaftlichem Unternehmensengagement waren es insbesondere die unternehmerischen Weichenstellungen, die die vergangenen zehn Jahre prägten. Diese standen ganz im Zeichen von Investitionen, um das Unternehmen zukunftssicher aufzustellen: Eine Absauganlage am Brennplatz und eine Großraumschere zum Zerkleinern von Eisen mit einem Investitionsvolumen von rund 2 Millionen Euro zeugen davon. Zum Schutz der Umwelt wurde das gesamte Firmengelände mit einem Betonboden versiegelt. Darüber hinaus wurden diverse Ölabscheider und Schlammfänge eingebaut. Nicht umsonst ist die Josef Jeegers GmbH ein zertifizierter Recyclingbetrieb. Die heute verantwortliche Unternehmergeneration Rollik-Sahin legt Wert auf Nachhaltigkeit, weshalb sie auch das Verwaltungsgebäude energetisch saniert hat.
Die Josef Jeegers GmbH setzt auch auf die Dienstleistungen der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Duisburg (GFW Duisburg). Aktuell berät das Team der GFW Duisburg die Familie Sahin in Förderfragen. „Unternehmen wie die Josef Jeegers GmbH einerseits und die von uns beim Wirtschaftsdialog besuchten Hidden Champions im technologieorientierten Bereich zeigen, wie groß die Bandbreite der Produkte und Dienstleistungen ist, die am Wirtschaftsstandort angeboten werden. Duisburg kann bodenständig, erdig, handwerklich und Hochtechnologie gleichermaßen“, schließt GFW-Chef Meurer.
Bildzeile (v.l.n.r.): Ralf Meurer (GFW-Geschäftsführer), Sabin Rollik Sahin (Gesellschafterin, Josef Jeegers Schrott- und Metallgroßhandel GmbH), Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link, Karla Junga (technische Betriebsleiterin, Josef Jeegers Schrott- und Metallgroßhandel GmbH), Bülent Sahin (Betriebsleiter, Josef Jeegers Schrott- und Metallgroßhandel GmbH), RA Cetin Sahin (Justiziar, Josef Jeegers Schrott- und Metallgroßhandel GmbH); Urheber: Frank Fischer
Foto: GFW Duisburg