Moers

Schwieriger Start ins Leben mit Happy End

Perinatalzentrum Level 1 im Krankenhaus Bethanien macht zum Welt-Frühgeborenen-Tag mit zwei Geschichten Mut

Am 17. November ist der Welt-Frühgeborenen-Tag. Dass die Entwicklung von Frühgeborenen entgegen vieler Befürchtungen in den meisten Fällen positiv verlaufen kann, zeigen die Geschichten von Jona (Name geändert) und David (Name geändert), die vor rund einem Jahr bzw. erst vor wenigen Monaten im Perinatalzentrum Level 1 des Krankenhauses Bethanien Moers zur Welt gekommen sind.

Bereits Ende November 2022 wurde der kleine Jona im Krankenhaus Bethanien geboren. Was eigentlich Grund zur Freude sein sollte, war für seine Eltern Leonie (Name geändert) und Constantin (Name geändert) zunächst einmal eine sehr nervenaufreibende Zeit voller Höhen und Tiefen. Bei der Mutter wurde bei einer gynäkologischen Routineuntersuchung eine Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie) festgestellt. Eine weitere Abklärung im Krankenhaus wurde notwendig. Nach der stationären Aufnahme im Krankenhaus Bethanien Moers gelang es den Ärzt:innen der Klinik für Gynäkologie, Geburtshilfe & Senologie unter der Leitung von Chefarzt Dr. Peter Tönnies, dass Jona noch für sechs Tage im Mutterleib verbleiben konnte. „Mit jedem Tag mehr, den das Kind im Mutterleib gewinnt, steigen die Chancen auf eine Entwicklung wie bei reifen Kindern. Jeder Tag im Bauch ist gut für das Kind und seine Entwicklung“, betont auch Dr. Gündüz Selcan, Leitender Oberarzt der Klinik für Kinder- & Jugendmedizin. In der 28. Schwangerschaftswoche, rund zwölf Wochen vor dem eigentlichen Geburtstermin, kam Jona dann auf die Welt.

Sowohl auf die Geburt als auch auf die Zeit danach wurden Leonie und ihr Mann Constantin durch das Team des Perinatalzentrums bestmöglich vorbereitet. „Uns ist es wichtig, die Eltern auf alle Höhen und Tiefen so gut es geht vorzubereiten, erklärt Petra Hübbers, Stationsleitung der Frühgeborenenstation und Frühgeborenen-Intensivstation sowie Fachkinderkrankenschwester. „Wir wussten zu jeder Zeit, was passiert und was die nächsten Schritte sind. Kurz vor der Entlassung von Jona konnte ich als Mutter selbst zwei Tage auf der Station einziehen, um die Betreuung für die Zeit zuhause vom Fachpersonal zu erlernen“, so Leonie.

Nach der Geburt sah der Alltag von Leonie und Constantin so aus, dass die Mutter mehrmals täglich bei ihrem Sohn war. Ihr Mann Constantin kam jeden Tag nach der Arbeit, um Zeit mit Jona zu verbringen. „Wir durften alles Pflegerische mitmachen und hatten so eine gute Vorbereitung auf zuhause. Die Klinik hat uns für eine sehr lange Zeit begleitet. Es gab nicht einen Moment der großen Unsicherheit. Es war quasi ein begleitetes Elternwerden und -sein“, erklärt Leonie. „Neben Dingen, wie Waschen oder Füttern, habe ich Jona Geschichten vorgelesen und vorgesungen. Noch heute fängt er aus vollem Herzen an zu lachen, wenn er hört, dass ich beginne zu singen“, erzählt die Mutter mit einem Lächeln.

Nach insgesamt 109 Tagen durfte Jona dann endlich nach Hause – und auch hier war die kleine Familie nicht auf sich alleingestellt. Nach der Entlassung wurde sie an den Verein „Bunter Kreis Duisburg e. V.“ weitergeleitet. Dieser unterstützt seit 2002 u. a. früh geborene Kinder und ihre Familien auf ihrem Weg vom Krankenhaus in ein gut organisiertes Leben zuhause.

Heute, kurz vor seinem ersten Geburtstag geht es Jona abgesehen von kleineren Baustellen gut. Er ist gesund, fit und munter. Eins ist seiner Mutter noch besonders wichtig zu betonen: „Sowohl das Team der Frühgeborenen-Intensivstation als auch das Team der Geburtsstation war sehr engagiert. Wir wurden ganz wunderbar betreut und ganz herzlich begleitet. Außerhalb des Krankenhausumfelds muss ich sagen, dass in Sachen Frühgeborene einerseits sehr viel Anteilnahme durch andere herrscht. Aber auch jede Menge Vorurteile und Unwissenheit. Hier ist auf jeden Fall noch mehr Aufklärungsarbeit gefragt.“

Eine weitere, besondere Geschichte ist die des Zwillings David, der vor wenigen Monaten im Krankenhaus Bethanien Moers geboren wurde. Seine Mutter Sinja (Name geändert) fühlte sich einige Zeit nach der Feststellung ihrer Zwillingsschwangerschaft im Sommer dieses Jahres nicht wohl und machte sich auf den Weg ins Krankenhaus zur weiteren Abklärung. Hier konnte nichts festgestellt werden und sie wurde wieder nach Hause entlassen. Nach wenigen Wochen traten die Beschwerden erneut auf. Auf Empfehlung einer Familienangehörigen kam sie in das Perinatalzentrum am Krankenhaus Bethanien Moers. Es wurde ein verkürzter Gebärmutterhals festgestellt, der eine absolute Bettruhe erforderte. Ende Juli kam es dann, bedingt durch den verkürzten Gebärmutterhals und einen offenen Muttermund, zu einem vorzeitigen Blasensprung und Simon (Name geändert), einer der beiden Zwillinge, kam durch eine natürliche Geburt bereits in der 21. Schwangerschaftswoche auf die Welt. So früh war das Kind jedoch noch nicht lebensfähig und verstarb wenige Stunden später. Bei seinem Zwillingsbruder David schafften es die Ärzt:innen, dass er weiterhin im Mutterleib verbleiben konnte und nicht ebenfalls vorzeitig auf die Welt kam. Dies kommt bei Fällen wie dem von Simon und David sehr selten vor.

Einige Tage nach der Geburt von Simon traten bei Sinja dann erneut gesundheitliche Probleme auf. Das Risiko eines Plazentaabrisses stand im Raum. „Ich habe mich nach einer intensiven Beratung durch die Ärztinnen und Ärzte der Klinik für Gynäkologie, Geburtshilfe & Senologie für einen Kaiserschnitt entschieden, bei dem mein zweiter Sohn David auf die Welt geholt wurde“, erklärt Sinja. „Vorher war noch die Gabe der so genannten Lungenreifungsbehandlung möglich, die dafür sorgt, dass die Lungenreife, also die Entwicklung und Reifung des Organs, angeregt wird. Dadurch sinkt das Risiko für nachgeburtliche Komplikationen beim Baby stark“, erläutert Dr. Selcan, Leitender Oberarzt der Klinik für Kinder- & Jugendmedizin, die Behandlung.

Nach der Geburt verbrachte David seine ersten Lebenswochen in einem Brutkasten, bis es ihm Schritt für Schritt immer besser ging. „Wenn man Davids Fortschritte trotz der sehr schwierigen Startbedingungen sieht, denkt man nicht mehr an das, was gewesen ist. Man schaut nur nach vorne. Und jetzt sind wir kurz vor der Entlassung“, resümiert Sinja die aufreibenden letzten Wochen. „Nach allem, was war, kann ich nur sagen: Wenn ich ein Krankenhaus empfehlen kann, dann das Bethanien. Der Vater meiner Kinder ist hier selbst als Frühgeborenes auf die Welt gekommen. Die Klinik ist auf Frühgeborene spezialisiert. Ich habe mich hier gut betreut und aufgehoben gefühlt. Und mein Gedanke war, wenn sich hier so gut um mich gekümmert wurde, dann wird man sich hier auch gut um den Kleinen kümmern.“

Das Krankenhaus Bethanien Moers ist als Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufte (Level 1) ausgewiesen. Hier arbeiten besonders qualifizierte Geburtshelfer:innen und Kinderärzt:innen eng zusammen. In Kombination mit modernster Technik kann die optimale Versorgung der Frühgeborenen vor, während und nach der Geburt bestmöglich erfolgen. Die Qualitätsanforderungen an ein Perinatalzentrum sind dabei sehr hoch. So müssen die Klinik für Gynäkologie, Geburtsheilkunde & Senologie unter der Leitung von Chefarzt Dr. Peter Tönnies und die Klinik für Kinder- & Jugendmedizin unter der Leitung von Chefarzt Dr. Michael Wallot eine optimal ineinandergreifende Geburtshilfe und Neugeborenenmedizin nachweisen – genauso wie die Betreuung durch ein speziell aus- und fortgebildetes Ärzte- und Pflegeteam. Zudem müssen besondere räumliche und organisatorische Voraussetzungen für die Betreuung von Mutter und Frühgeborenen gegeben sein. Diese Besonderheit betont auch Dr. Michael Wallot, Chefarzt der Klinik für Kinder- & Jugendmedizin: „Wir sind das einzige Perinatalzentrum Level 1 in der Region, das dieses Angebot bietet und das mit allen kritischen Situationen vor, während und nach der Schwangerschaft umgehen kann. Die kurzen Wege ermöglichen uns eine optimale Versorgung.“ Weiter erläutert er: „Die Kinderklinik ist wie ein Sicherheitsgurt im Auto: Im Notfall ist sie da, im besten Fall wird sie gar nicht erst benötigt.“

Bildzeile:

Jedes achte Kind kommt in Deutschland zu früh auf die Welt. (Symbolbild)

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