Gesundheit

Reinhard Ulbrich erlebt Premiere dank Kooperation

Tumor-Entfernung ohne Operation

Süchteln/Kamp-Lintfort. Von der engen Zusammenarbeit der Häuser der St. Franziskus-Gruppe Münster profitierte aktuell Reinhard Ulbrich. Er wurde im St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln untersucht. Dort diagnostizierten die Ärzte einen kleinen Tumor im Zwölffingerdarm. Der anschließende Eingriff und die Tumor-Entfernung erfolgten dann im St. Bernhard-Hospital Kamp-Lintfort. Als eines der ersten Krankenhäuser Deutschlands können die Ärzte hier Tumore auch ohne Operation entfernen. Der erste Patient, bei dem dieses neue Verfahren eingesetzt wurde, war Reinhard Ulbrich aus Viersen.
 
Eingehende Untersuchungen
Begonnen hatte alles ganz harmlos: Der 68-Jährige kam auf Anraten seines Hausarztes ins St. Irmgardis-Krankenhaus. Gemacht werden sollte eine Magenspiegelung, allerdings hatte er „Aufstoßen, aber keine großen Beschwerden“, wie Reinhard Ulbrich erzählt. Bei dieser Untersuchung entdeckte Dr. Ulrich Bauser, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Onkologie, eine Schleimhautveränderung im Dünndarm, die ihm nicht gefiel. Obwohl die ersten Proben unauffällig  waren, empfahl Ulrich Bauser eine zweite Spiegelung mit Proben-Entnahme in einer deutlich tieferen Schicht.
 
Warten oder entfernen?
Dieses Mal gab es einen Befund – es war ein noch gutartiger Tumor, der zur Sicherheit entfernt werden sollte. Ulrich Bauser zeigte seinem Patienten die Optionen auf: abwarten und beobachten oder den Tumor entfernen. Seine Empfehlung lautete „Entfernen“, denn schließlich handelte es sich um eine Krebsvorstufe. Der Chefarzt erzählte Reinhard Ulbrich von einem neuen endoskopischen Verfahren, das sein Kollege, Dr. Theodor Heuer, Chefarzt der Medizinischen Klinik I im St. Bernhard-Hospital Kamp-Lintfort, einsetzen würde. Hier könnte der Tumor – ähnlich wie bei einer Magenspiegelung – ohne Operation entnommen werden.
 
„Nur Mut, es klappt schon“
Reinhard Ulbrich fuhr also nach Kamp-Lintfort und beriet sich mit Theodor Heuer. Dieser klärte ihn umfangreich über das neue Verfahren auf. Nach Darmreinigung und dem Durchschwimmen einer Videokapsel, mit der überprüft werden sollte, ob sich noch weitere Tumore an anderen Stellen angesiedelt hatten, ging es los.
„Nur Mut, es klappt schon“, scherzte Theodor Heuer mit seinem Patienten vor dem Eingriff. Und der klappte tadellos. Bereits nachmittags konnte Reinhard Ulbrich im schönen Park des Krankenhauses spazieren gehen. Auch die überprüften Blutwerte zeigten deutlich, dass er die Tumor-Entfernung gut überstanden hatte.
 
Einblicke in Körperinnere
Endoskopische Entfernungen von gut- und bösartigen Tumoren im Magen-Darm-Trakt haben in Kamp-Lintfort bereits eine lange Tradition. „Das Endoskop ist ein biegsamer Gummischlauch, an dem eine Linse mit Vergrößerungsmöglichkeit angebracht ist. Mit ihr kann man das Innere von Körperhöhlen, beispielsweise Magen und Darm, untersuchen. Mit Spezialinstrumenten, die in das Endoskop eingeführt werden, lassen sich auch Gewebeproben entnehmen und kleinere Eingriffe durchführen“, macht Theodor Heuer die Arbeitsweise dieses Gerätes deutlich.
 
Operation ersparen
Nun wird in Kamp-Lintfort eine neuartige endoskopische Variante auch im Bereich des Magens und des Zwölffingerdarms, also im oberen Gastrointestinal-Trakt, eingesetzt. „Durch einen speziellen Geräteaufsatz wird bei einem Tumor im Rahmen einer Magenspiegelung die komplette Magenwand des betroffenen Bereiches in eine Kappe hineingesaugt. Das funktioniert mit Tumoren bis zu zweieinhalb Zentimeter Größe. Das Geschwulst wird entfernt und die verbliebenen Ränder mittels Titanclips gerafft. Nur durch dieses Verfahren kann diesen Patienten eine Operation erspart werden“, erklärt Theodor Heuer.
 
„Als wenn nichts gewesen wäre“
Der eigentliche Eingriff wird in einer milden Narkose durchgeführt und dauert kaum länger als eine normale Magenspiegelung. Nach der Tumorentfernung wird der Patient noch einen Tag im St. Bernhard-Hospital  überwacht. Auch bei Reinhard Ulbrich war das so. Bereits zwei Tage später nahm der Viersener an einer Tagung im Sauerland teil und stellte sich anschließend Ulrich Bauser zur Kontrolluntersuchung im St. Irmgardis-Krankenhaus vor. „Es ging mir einfach gut“, berichtete Reinhard Ulbrich. „Als wenn nichts gewesen wäre.“
 
„Es ist eines der deutlichen Vorteile für unsere Patienten, dass wir dem großen Verbund der St. Franziskus Gruppe angehören. Dadurch sind wir mit allen Spezialisten der einzelnen Häuser vernetzt und können unseren Patienten die best-mögliche Versorgung bieten“, zeigt Thomas Becker, Kaufmännischer Direktor des St. Irmgardis-Krankenhauses Süchteln die Besonderheit des Hauses auf.
 
 Bildzeile:
Reinhard Ulbrich aus Viersen (M.) ist der erste Patient, bei dem eine Tumor-Entfernung ohne Operation durchgeführt wurde. Seine behandelnden Ärzte waren Dr. Theodor Heuer, Chefarzt der Medizinischen Klinik I im St. Bernhard-Hospital Kamp-Lintfort (l)., und Dr. Ulrich Bauser, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Onkologie am St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln (r.).
 
 
Über das St. Irmgardis-Krankenhaus:
 
Von 1871 bis 2008 betrieb die Katholische Kirchengemeinde St. Clemens Süchteln das St. Irmgardis-Krankenhaus als Trägerin. Zum 1. Januar 2009 übernahm die St. Franziskus-Stiftung Münster mit 51 Prozent die Mehrheit an der neu gegründeten St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln GmbH. 49 Prozent hält das benachbarte Allgemeine Krankenhaus Viersen (AKH). Das St. Irmgardis-Krankenhaus ist seit über 140 Jahren fester Bestandteil der medizinischen Versorgung im Kreis Viersen.
 
Bürgerschaftliches Engagement, gepaart mit der Spendenbereitschaft breiter Bevölkerungskreise, legten damals den Grundstein für das Haus. Geprägt durch Ordensfrauen, die 1972 das Haus wegen Nachwuchsmangels verließen, arbeiten engagierte Mediziner und geschultes Personal auch heute noch nach christlichen Idealen zum Wohle der anvertrauten Patienten.
 
1900 hatte das Haus etwa 50 Krankenbetten. Es wurde in den folgenden Jahrzehnten erweitert und modernisiert, um die ständig wachsende Zahl von Patienten zu betreuen. Nach dem Bau des St. Antonius-Hauses 1930/1931 wurde in den Jahren 1961 bis 1963 ein Neubau mit modernen Krankenzimmern, Diagnose-, Therapie- und Versorgungsräumen sowie einer Schule für Krankenpflege errichtet. Heute, nach Neubau eines Bettenhauses, verfügt das St. Irmgardis-Krankenhaus Süchteln über 160 Krankenbetten – einschließlich sechs interdisziplinärer Intensiv-Pflegebetten. 370 Mitarbeiter sind hier im Einsatz.
 
Zum St. Irmgardis-Krankenhaus gehören drei Klinken: Innere Medizin, Geriatrie und Chirurgie. Die Leitung der Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie und Onkologie liegt bei Chefarzt Dr. med. Ulrich Bauser. Die Verantwortung für die Klinik für Geriatrie obliegt Chefarzt Hanns-Peter Klasen.
 
In der Chirurgie gibt es drei Bereiche: Chirurgie/Schwerpunkt Viszeralchirurgie mit Chefarzt Dr. med. Christian Maciey, Chirurgie/Schwerpunkt Unfallchirurgie und Sportmedizin mit Chefarzt Dr. med. Kai Platte/Ärztlicher Direktor und Chirurgie/Schwerpunkt Hand- und Plastische Chirurgie mit Chefärztin Dr. med. Valérie Stephan.
 
Weiter gehören eine ambulante kardiologische Rehabilitationsabteilung mit 20 Plätzen sowie eine Schule mit 50 staatlich anerkannten Ausbildungsplätzen für die Krankenpflege dazu. Zusätzlich wird eine Ausbildung zum
Operations-Technischen- und auch zum Anästhesiologischen-Assistenten angeboten. 2018 wurden über 6.000 Patienten stationär und rund 16.600 Patienten ambulant behandelt.

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