Moers

Neun weitere Stolpersteine erinnern an die Opfer des Hitler-Regimes

Moers. (pst) Mit Handschuhen, Hammer, grauem Sand zum Auffüllen und einem Messingquadrat kniet er auf dem Bürgersteig in der Homberger Straße: Künstler Gunter Demnig hat dort am Mittwoch, 7. Oktober, den ersten von neun weiteren Stolpersteinen in Moers verlegt. „Ich hoffe, dass wir bei jedem ‚Stolpern‘ über einen der Steine kurz entschleunigen und dem Gedenken an die Opfer des NS-Regimes einen Moment unserer Zeit schenken.“ Mit diesen Worten hat Bürgermeister Christoph Fleischhauer die Verlegungen eröffnet.Neun weitere Stolpersteine erinnern an die Opfer des Hitler-Regimes
Insgesamt 110 Stolpersteine erinnern nun in Moers an die Ermordeten, Geschändeten und Vertriebenen. Schülerinnen und Schüler verschiedener Moerser Schulen haben kreative Beiträge geleistet. Mundharmonika- und Gitarrenmusik haben für entsprechend andächtige Stimmung gesorgt.

Neun weitere Stolpersteine erinnern an die Opfer des Hitler-Regimes
Bürgermeister Christoph Fleischhauer (links) und Dr. Bernhard Schmidt (Vorsitzender des Vereins „Erinnern für die Zukunft“) haben die Stolpersteinverlegungen in der Homberger Straße 342 eröffnet. (Foto: pst)

 
Jedes Opfer mit individueller Geschichte
An der ersten Station hat Demnig einen Messingstein für Gustav Grünewald in den Bürgersteig eingelassen. Ihm wurde eine „senile paranoide Geistesstörung“ diagnostiziert, weshalb er ab April 1943 zuerst in der Heilanstalt Düsseldorf-Grafenberg und später in der Anstalt Johannistal-Waldniel untergebracht war.
Ein halbes Jahr nach seinem Aufenthalt in der Heilanstalt Ueckermünde verstarb Grünewald im Dezember 1943 nach „zwei Wochen zunehmender Hinfälligkeit“, so die Krankenakte.
Bei der Verlegung des Gedenksteins vor seiner ehemaligen Wohnung in der Homberger Straße 342 waren zwei Urenkelinnen von Grünewald dabei. Dr. Bernhard Schmidt, Vorsitzender des Vereins „Erinnern für die Zukunft“, betont diese Besonderheit: „Es ist zu einer Seltenheit geworden, dass wir noch Angehörige der Opfer finden, die bei der Stolpersteinverlegung dabei sind.“ Die Arbeit seines Vereins ist für die Erinnerungskultur unglaublich wichtig.
Das weiß auch Fleischhauer zu schätzen: „Eigentlich steckt hinter jeder Geschichte so viel mehr als nur der Name und das Deportations- oder Todesdatum, das auf den Steinen eingearbeitet wurde. Deshalb liegt mir die Arbeit des Vereins ‚Erinnern für die Zukunft‘ und der ‚Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit‘ so sehr am Herzen.“
Beide haben die Verlegungen organisiert und die Hintergründe zu den Opfern recherchiert. Sie planen für die nächsten Jahre noch weitere Stolpersteine in Moers.
 
Infobox: Interessierte sind herzlich eingeladen, sich durch eine Spende an zukünftigen Verlegungen zu beteiligen. Die Kosten für einen Stolperstein betragen 120 Euro. Spendenkonto: Erinnern für die Zukunft e.V.
IBAN: DE96 3545 0000 1138 0033 12 oder Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Moers e.V.
IBAN: DE03 3545 0000 1224 0286 60
 
Bildzeile: Künstler Gunter Demnig hat die Stolpersteine selbst verlegt. (Foto: pst)

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