Gemeinsame Bilanz zum Oberhausener Ausbildungsmarkt 2023
Auch in diesem Jahr ziehen die Ausbildungsmarktpartner der Arbeitsagentur, der Stadt Oberhausen, des Jobcenters Oberhausen, der IHK zu Essen, der Kreishandwerkerschaft Mülheim an der Ruhr – Oberhausen, des Unternehmerverbandes sowie des Gewerkschaftsbundes wieder eine Bilanz zum Ausbildungsmarkt. Gemeinsam machen sie sich nach wie vor für die duale Berufsausbildung stark und besuchen dazu die Autofit Alican GmbH in Oberhausen.
Die Zahlen zum Ausbildungsmarkt:
Bis Ende September hatten sich insgesamt 1.532 Jugendliche und junge Erwachsene bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Oberhausen gemeldet, um bei der Suche nach dem passenden Ausbildungsplatz unterstützt zu werden. Das waren 43 Jugendliche weniger als im letzten Jahr (-2,7 %). Ende September galten von diesen Bewerbern noch 232 als unversorgt, 15 mehr als im September 2022 (+6,9 %).
Dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Oberhausen und des Jobcenters Oberhausen wurden in diesem Ausbildungsjahr insgesamt 1.247 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, 61 weniger als im letzten Jahr (-4,7 %). Hinzu kamen 74 außerbetriebliche Ausbildungsstellen, so dass es ein Gesamtangebot von 1.321 Stellen gab. Von diesen waren Ende September noch 190 unbesetzt (93 mehr als im Vorjahr, +95,9 %).
Die meisten freien Stellen gab es in diesem Jahr für den Ausbildungsberuf Verkäufer/in mit 108 Stellen, gefolgt von Kaufmann/-frau im Einzelhandel (103 Stellen) und Kaufmann/-frau im Büromanagement (87 Stellen).
Die meisten Bewerber/innen interessierten sich für eine Ausbildung zum/zur Kaufmann/-frau im Büromanagement (115 Personen), gefolgt von Verkäufer/in (94 Personen) und dem/der Medizinischen Fachangestellten (82 Personen).
Das Zusammenbringen von Bewerberinnen und Bewerbern und Betrieben ist die große Herausforderung, vor der die Aktionspartner am Ausbildungsmarkt auch im vergangenen Ausbildungsjahr standen. Hier anzusetzen und vielfältige Anreize zu schaffen, sich beruflich zu orientieren, ist eine der Herausforderungen, die die Agentur für Arbeit und das Jobcenter gemeinsam angehen.
Auch jetzt gibt es noch viele Chancen auf dem Ausbildungsmarkt. Es besteht bis in den Februar hinein die Möglichkeit, in die Berufsausbildung zu starten. Genügend Zeit also, um jetzt noch mal Gas zu geben und alle Angebote zu sichten, um die eigene Zukunft klarzumachen!
Statements der Ausbildungsmarktpartner/innen:
„In diesem Jahr haben wir einen Rückgang bei den ausbildungssuchenden Menschen und den angebotenen Ausbildungsstellen zu verzeichnen. Nach dem herausragenden letzten Jahr ist dieses Ergebnis somit nicht so erfreulich. Es gelingt uns weiterhin nicht, mehr junge Menschen für eine duale Berufsausbildung zu begeistern. Allerdings müssen die Unternehmen in Oberhausen die so dringend benötigten Nachwuchskräfte selber ausbilden und uns dazu die offenen Ausbildungsstellen melden“, resümiert Jürgen Koch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Oberhausen, und fügt hinzu:
„Die frühe Orientierung und Unterstützung der Schülerinnen und Schüler ist das A und O. So starten wir bereits in der achten Klasse mit der Berufsorientierung in den Schulen und in unserem Berufsinformationszentrum. Ich fordere nochmals ausdrücklich die Berufsorientierung im schulischen Unterricht früher, spielerischer und häufiger zu verankern.
Auch die Eltern holen wir über Elternabende rechtzeitig ins Boot – schließlich sind sie die wichtigsten Ratgeber für ihre Kinder bei dieser wichtigen Entscheidung. Mit unseren vielfältigen Orientierungs- und Beratungsangeboten machen wir junge Menschen auf die Bedeutung einer dualen Berufsausbildung aufmerksam. Sei es auf den zahlreichen Ausbildungsmessen, Speed-Datings oder anderen Formaten wie der Nacht der Ausbildung oder dem Projekt 1:0 für die Ausbildung mit den lokalen Fußballvereinen. Wir bleiben also sprichwörtlich am Ball und werden weiterhin alles geben, um junge Menschen und Unternehmen zusammenzubringen!“
Christiane Pahnke-Vogel, stellvertretende Geschäftsführerin im Jobcenter Oberhausen, betont: „Der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit und der Abhängigkeit von staatlichen Unterstützungsleistungen ist die Ausbildung: Wer als junger Mensch mit einer qualifizierten Ausbildung ins Berufsleben startet, legt den besten Grundstein für seine Zukunft. Und diejenigen, die bisher noch keine Ausbildung begonnen haben, sollten wissen: Auf dem Ausbildungsmarkt gibt es auch jetzt noch viele Chancen!“
„Junge Menschen einen Ausbildungsplatz anzubieten ist auf kommunaler Ebene eine hohe Verantwortung für alle Partner*innen am Ausbildungsmarkt. Gute Ausbildung ist die Voraussetzung für eine berufliche Zukunft, die den eigenen Lebensunterhalt sichert und Sozialleistungsbezug vermeidet. Darüber hinaus sind gut ausgebildete Fachkräfte für die Betriebe existenziell. Die Stadt Oberhausen ist auch in Ihrer Rolle als Arbeitgeber bemüht, trotz angespannter Haushaltslage jungen Menschen einen Ausbildungsplatz anzubieten. In den vielfältigen Ausbildungsberufen der Kommune -vom Feuerwehrdienst bis zu den Verwaltungsberufen- konnten in 2023 insgesamt 120 Auszubildende eingestellt werden, in 2024 sind 146 Einstellungen geplant.“, erläutert Frank Bohnes, Bereichsleiter Soziales der Stadt Oberhausen.
„Der Ausbildungsmarkt in Oberhausen verzeichnet einen leichten Rückgang, den mal als „rote Null“ zusammenfassen kann. Wir konnten 574 Ausbildungsverträge registrieren, das sind 2,9% weniger als im Vorjahr. Im gewerblichen Bereich waren leichte Zuwächse zu verzeichnen, die jedoch die Rückgänge im kaufmännischen Bereich nicht auffangen konnten. Ursächlich für den leichten Rückgang waren erhebliche Schwierigkeiten, angebotene Ausbildungsplätze zu besetzen. Immer mehr Unternehmen aus allen Branchen berichten von großen Schwierigkeiten bei der Suche nach Nachwuchs“ so fasst Franz Roggemann, Leiter des IHK-Geschäftsfeldes Bildung und Prüfungen, das Ausbildungsjahr zusammen.
Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Mülheim an der Ruhr – Oberhausen, Barbara Yeboah, zieht wie folgt Bilanz: „Das Handwerk blickt auf ein schwieriges Ausbildungsjahr zurück. Die sich anbahnende Krise am Bau ist vor allem in den Bau- und Ausbauberufen deutlich spürbar.
Nach mehreren guten und stabilen Jahren sind die Ausbildungszahlen im Oberhausener Handwerk wieder erstmals rückläufig. Zum Stichtag (30.09.) wurden ca. 300 neue Ausbildungsverträge in die Lehrlingsrolle eingetragen. Allerdings blieben wieder viele Ausbildungsplätze in den Betrieben unbesetzt. Der Fachkräftemangel bleibt in vielen Betriebe die zentrale Herausforderung der kommenden Jahre. Problematisch scheint nach wie vor das Matching zu sein. Die Bewerber haben oft andere Vorstellungen, als es das Angebot hergibt. Der Berufsorientierung muss eine noch größere Bedeutung zukommen, um die Berufswahl zu erleichtern.“
„Eine berufliche Ausbildung ist eine gute Chance für junge Menschen auf eine sichere Zukunft in der Arbeitswelt. Um den vielfach beschworenen Fachkräftemangel der Wirtschaft entgegenzutreten, muss diese aber auch ihrer Verantwortung gerecht werden und dafür Sorge tragen, dass die Ausbildungsbereitschaft massiv gesteigert wird. Aktuell bildet weniger als jeder 5 Betrieb noch aus. Das ist definitiv viel zu wenig“ so Dieter Hillebrand, DGB-Regionsgeschäftsführer.
„Die Unternehmen müssen in diesen Tagen mit multiplen Krisen umgehen: Inflation, Energiekosten, enorme politische Unsicherheiten und vieles mehr. Ein weiteres zentrales Problem: der Fachkräftemangel. Die Demographie lässt die Lücke in den kommenden Jahren immer größer werden. Eine Antwort der Industrie- und Dienstleistungsbetriebe wie auch Einrichtungen im Gesundheits- und Pflegebereich ist ihr starkes Engagement in Sachen Duale Ausbildung. Da bieten sich vielfältige Chancen für Schulabgänger. Aber: Viele junge Menschen trauen sich offenbar nicht, den Schritt von der Schule in die Ausbildung zu wagen. Eventuelle Sorgen sind komplett unbegründet, denn die Firmen kümmern sich um ihren Nachwuchs. Selbst wenn die schulischen Leistungen nicht überall von Erfolg gekrönt waren: Wenn die jungen Menschen Einsatzbereitschaft und Zuverlässigkeit mitbringen, dann lässt sich in einer Ausbildung vieles nachholen. Das ist eine Win-Win-Situation: für die Unternehmen und die Jugendlichen, die sich echte Zukunftsperspektiven schaffen. Mein Appell an alle SchulabgängerInnen: Nehmt eure Zukunft selbst in die Hand und bewerbt Euch. Es gibt viele Unternehmen da draußen, die euch nicht nur ausbilden, sondern fördern“, sagt Elisabeth Schulte, Mitglied der Geschäftsführung des Unternehmerverbandes Ruhr-Niederrhein.
Zu Gast bei der Autofit Alican GmbH:
Die Autofit Alican GmbH hat aktuell 5 Mitarbeitende und zwei Auszubildende. Ausgebildet wird dort im Bereich Kraftfahrzeugmechatronik und im Verkauf. Gegründet wurde die Werkstatt auf der Duisburgerstraße in Oberhausen im Jahr 2005 von Genc Ali Alican. Bereits im Jahr 2014 übernahm der Sohn des Gründers, Mehmet Alican, die Geschäftsführung und leitet seitdem die Geschicke des Unternehmens. Für ihn ist Ausbildung ein bedeutendes Thema, dem er sich selbst annimmt:
„Uns ist es sehr wichtig selber auszubilden. So kennen die Azubis den Betrieb in- und auswendig und bleiben auch gerne bei uns. Eine Übernahme ist ihnen bei uns garantiert! Wir möchten uns bei diesem wichtigen Thema nicht auf andere verlassen, sondern werden selber aktiv“, betont Mehmet Alican.
So gibt der Alican auch Jugendlichen eine Chance, die auf den ersten Blick nicht direkt für einen Einstieg in eine Ausbildung bereit sind. Mit der Einstiegsqualifizierung, einem Langzeitpraktikum im Betrieb, in dem der Praktikant auch bereits an der Berufsschule teilnimmt, hat Mehmet Alican bereits gute Erfahrung gesammelt. Aktuell hat er einen Azubi, der mit einer Einstiegsqualifizierung gestartet ist: „Wir sind sehr zufrieden mit unserem Azubi – er passt zum Betrieb und hat sich toll entwickelt.“
Informationen zum Betrieb gibt es online: https://autofit-alican.de/
Weitergehende Informationen:
Jugendliche, die Kontakt zur Berufsberatung wünschen, können online einen Beratungstermin vereinbaren. Alle Informationen dazu gibt es auf der Homepage:
https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/oberhausen/berufsberatung
Unternehmen, die von dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur und des Jobcenters Oberhausen bei der Suche nach Auszubildenden unterstützt werden möchten, erreichen diesen unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 4 5555 20.
Zudem finden interessierte Jugendliche wichtige Informationen zum Thema Ausbildung sowie aktuelle Ausbildungsstellenangebote von Unternehmen auf der Internetseite
https://walls.io/oberhausenbildetaus
Foto: Screenshot Walls