Moers

Ein besonderer Ort der Stille

ENNI pflegt die Natur auf dem Vinner Friedhof

Karl-Heinz Koelen auf dem Vinner Friedhof (Ruhestätte außer Dienst)

Die erste Beerdigung liegt weit mehr als 100 Jahre zurück: Im September 1902 fand zum ersten Mal ein Moerser seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Vinn. Jahrzehntelang ließen sich danach vor allem die Vinner auf „ihrem“ Stadtteilfriedhof beisetzen. Auf einem überschaubaren Areal, abseits gelegen, umgeben von Feldern. Allmählich jedoch geht die Beerdigungstradition in Vinn zu Ende. 1973 stellte der Rat der Stadt Moers die Ruhestätte außer Dienst. Seit dem fanden dort nur noch 54 Beerdigungen statt. Die Anzahl der Gräber ist von einst mehr als 1000 auf aktuell 108 gesunken, und in den Randbereichen kehrt die Natur langsam aber sicher zurück. „Der Vinner Friedhof ist ein ganz besonderer Ort der Stille. Besucher finden dort uralte Grabmale mit jeder Menge Patina und einen wunderschönen und gesunden Mischwald mit Blütengehölzen für Insekten“, weiß Karl-Heinz Koelen, Friedhofsmeister der ENNI Stadt & Service (ENNI), die die zehn Moerser Friedhöfe betreut.
Rund 1000 Bestattungen finden jährlich auf den Moerser Friedhöfen statt. In Vinn waren es seit dem Jahr 2000 insgesamt nur 19, die bislang letzte ist datiert im März 2012. Und das hat einen Grund. „Da der Friedhof ausläuft, finden hier noch Bestattungen in vorhandenen Wahlgrabstätten mit Nutzungsrechten statt. Es gibt wenn überhaupt nur noch eine Handvoll Moerser, die das Recht haben, sich dort beerdigen zu lassen. Voraussetzung ist, dass der Ehepartner dort schon vor 1973 beigesetzt wurde“, erklärt Koelen.
So ließen und lassen zahlreiche Angehörige die Gräber ihrer Verstorbenen nach der vorgeschriebenen Ruhezeit von 25 Jahren einebnen. Da der Friedhof außer Dienst gestellt ist, können die Hinterbliebenen die Ruhefrist nicht verlängern. „Sie können das Grab aber bis zur Schließung des Friedhofes weiter pflegen. Ansonsten räumen wir die Grabstätte auf Wunsch kostenlos ab und säen Gras“, erklärt Koelen, der den Rückbau des Friedhofs seit vielen Jahren begleitet. So ließ die ENNI 2011 die baufällige Trauerhalle abreißen. Ganz aktuell hat sie in einem Randbereich Natursteinmauern und Treppen zurückgebaut, um hier nun ebenfalls Rasen einzusäen. Bis der Vinner Friedhof endgültig aufgelöst wird, wird es indes noch einige Jahre dauern. „Erst dann, wenn die Ruhefrist des letzten Grabes verstrichen ist, wandeln wir das Gelände in eine Grünfläche um – Stand jetzt wäre das im Jahr 2037.“
 
 
 

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