„Der Stoff der tausend Möglichkeiten“ – Bakelite „made in Duisburg“
400-köpfiges Traditionsunternehmen mit Fokus auf „Forschung und Entwicklung“
Duisburg. Wer heute von „Kunststoff“ spricht, hätte es früher als „Bakelite“ bezeichnet. Bakelite stand dabei nicht nur für ein Unternehmen, sondern zugleich für einen Oberbegriff einer ganzen Gattung von Werkstoffen. Aus der Bakelite GmbH in Duisburg-Meiderich wurde im Verlauf von 100 Jahren die amerikanische Hexion GmbH. Am Standort historisch gewachsen und mit diesem aufs Beste verbunden, beschäftigen sich die rund 400 Mitarbeiter heute noch immer mit Epoxidharzen. Das sind Kunstharze, die durch chemische Prozesse zu Kunststoff umgewandelt werden. Das Material, aus dem einst Drehscheibentelefone gefertigt wurden, gilt auch heute noch als „der Stoff der tausend Möglichkeiten“. Verarbeitet wird er beispielsweise in der Automobilbranche, in der Luftfahrt oder in Rotorblättern für Windkraftwerke.
„Die Hexion GmbH macht vor, wie sich ein innovatives Traditionsunternehmen dank hochkomplexer Fertigungsverfahren zukunftssicher aufstellt. 69 Mitarbeiter allein im Bereich der Forschung und Entwicklung zeigen den Erfolgsfaktor ‚Fachkraft‘ – auch in Zeiten fortschreitender Digitalisierung“, betont Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link vor Ort beim Wirtschaftsdialog. Klaus Alhorn, Geschäftsführer der Hexion GmbH, kann dem nur beipflichten: „Die Herstellung von Epoxidharzen ist ein komplexer chemischer Prozess. Die Prozessführung erfolgt in einer speziellen Reihenfolge, die das notwendige Fingerspitzengefühl der Anlagenfahrer benötigt, wenn es darum geht, die exakten Prozessschritte auszuführen. Zwar werden unsere Anlagen computergesteuert gefahren, die Rohstoffzugabe sowie einzelne Prozessschritte erfolgen jedoch nach wie vor zum Teil von Hand, bevor die Anlagensteuerung wieder die Arbeit übernimmt. Jede einzelne Produktionscharge durchläuft dann eine intensive Qualitätskontrolle, bevor sie an die Kunden verschickt wird. Insbesondere wird bei allen Prozessen Wert auf die Sicherheit der Mitarbeiter und Anlagen gelegt.“ Der diplomierte Chemie-Ingenieur, dem die Arbeitssicherheit besonders am Herzen liegt, leitet ein Team aus Chemikern, Ingenieuren, Chemielaboranten, Chemikanten und Industrieanlagen-Elektronikern, das im „Fünf-Schicht-Betrieb“ aktiv ist. Ab Herbst 2018 werden zusätzlich Industriekaufleute ausgebildet. „30 Azubis lernen in unserem Ausbildungszentrum. 15 bis 20 eines Jahrganges sind bei uns angestellt; den Rest bilden wir für unsere Industriepartner und damit über den eigenen Bedarf aus. Auch das gehört für uns zur gesellschaftlichen Unternehmensverantwortung am Wirtschaftsstandort Duisburg“, so Alhorn. „Die Suche nach geeigneten Fachkräften ist dabei nicht einfacher geworden, kommen auf 90 eingegangene Bewerbungen oftmals nur zwei in Frage kommende Kandidaten. Recruiting-Messen, bei denen Auszubildende die eigene Arbeit vorstellen, sind eine geeignete Möglichkeit, vielversprechende Nachwuchs-Mitarbeiter kennenzulernen“, bestätigen sowohl Sven Jachtmann, Personalleiter Hexion, als auch Frank Dittrich, Leiter der Aus- und Weiterbildung. Auch Besuche in Duisburger Grund- und Realschulen sowie Gymnasien gehören für die „Personaler“ der Hexion GmbH mittlerweile zum Repertoire, um Fachkräfte von morgen schon heute für das Unternehmen zu gewinnen.
Haben sich auf dem Ausbildungssektor mittlerweile die Vorzeichen vom Angebots- zum Nachfragemarkt verändert, so gilt nach wie vor: Im Wandel der Zeit und trotz diverser Eigentümerwechsel haben sich die Akteure der heutigen Hexion GmbH am Wirtschaftsstandort Duisburg eines bewahrt: für das Unternehmen zu „brennen“. Grund hierfür ist „eine familiäre Atmosphäre und Unternehmenskultur, die Mitarbeiterbindung erzeugt, sowie eine gute Einbettung in die Nachbarschaft. Darüber hinaus werden die Menschen hier ‚mitgenommen‘, wenn es zu strukturellen Veränderungen kommt“, bringt es Alhorn auf den Punkt und konkretisiert: „In unserem Werk werden Authentizität und Verantwortungsbewusstsein großgeschrieben – und zwar von beiden Seiten. Management und Belegschaft fühlen sich für das Unternehmen gleichermaßen verantwortlich. Viele sind hier im Viertel groß geworden. Zusätzlich werden großer Wert auf Aus- und ‚lebenslange‘ Weiterbildung gelegt. Wir ziehen da alle an einem Strang, wenn´s um unser Unternehmen geht.“ Mitarbeiterjubiläen von 25, 40 und selbst 45 Jahren sind daher keine Seltenheit. Ralf Meurer, Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Duisburg mbH (GFW Duisburg), erklärt: „Wir begleiten das Unternehmen bereits seit Jahren mit unserem Firmenservice. Die Hexion GmbH ist ein Musterbeispiel für ‚produzierendes Gewerbe 4.0‘. Der Weltmarktführer in Epoxidharz-Spezialsegmenten setzt hierbei auf den Dreiklang von Sauberkeit, Sicherheit und Produktinnovationen made in Duisburg.“
Während man früher ausschließlich mit erdölbasierten Stoffen arbeitete, ist heute das Thema „Green Chemistry“ (Grüne Chemie) in aller Munde. So weit wie möglich sollen die alten Rohstoffe durch alternative, umweltfreundliche Materialien ersetzt werden. Auch daran arbeiten die smarten Köpfe in Forschung und Entwicklung bei Hexion. Darüber hinaus gilt es, die Epoxidharze so fortzuentwickeln, dass diese weniger Gewicht aufweisen und die Folgeprodukte platzsparender sind, damit sie effizienter eingesetzt werden können – immer unter der Prämisse der Temperaturbeständigkeit und Dimensionsstabilität. „Unsere neuen Werkstoffe für Composite-Anwendungen helfen unseren Geschäftskunden dabei, Effizienz zu steigern und gleichzeitig Kosten zu reduzieren“, resümiert Gabriel Badini, Globaler Leiter F+E bei Hexion, Spezial-Epoxidharze. Will heißen: In den Flieger passen mehr Flugzeugsitze als bisher und Fahrzeuge wie Lamborghini und BMW werden schneller und energieeffizienter, weil leichter – dank des Know-hows von Hexion.
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GFW-Geschäftsführer Ralf Meurer, Oberbürgermeister Sören Link, Hexion-Geschäftsführer Klaus Alhorn und Wirtschaftsdezernent Andree Haack (Foto: Uwe Köppen, Nutzungsrechte: Stadt Duisburg)