Kreis Wesel

„Gretchenfragen– feministische Perspektiven für die Zukunft“

27. Bundeskonferenz der kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten Deutschlands in Leipzig ist erfolgreich zu Ende gegangen

Mit dabei: Die Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Wesel und der Städte Wesel und Moers

Zwei Tage lang haben sich die Teilnehmerinnen mit „Gretchenfragen“ der Gleichstellung und mit feministische Perspektiven für die Zukunft beschäftigt. Gretchenfragen sind als unbequem empfundene Gewissensfragen, die eine Positionierung zu Kernthemen verlangen.

#Gretchenfrage Häusliche Gewalt: 3,8 Mrd. Euro zahlt die Gesellschaft im Jahr für die Folgen von häuslicher Gewalt. An jedem dritten Tag wird eine Frau von ihrem (Ex-) Partner ermordet. Nicht zu beziffern ist das Leid, das häusliche Gewalt bei Frauen und Kindern verursacht. Deutschland hat die Istanbul-Konvention unterzeichnet, ihre konkrete Umsetzung läuft jedoch schleppend. Es braucht mehr Ressourcen für die Täterarbeit und Präventionsprojekte. Es braucht Strukturen für besonders verletzliche Gruppen, wie Trans- und Inter-Personen. „Im Angesicht wachsender Herausforderungen ist Eile bei der Schaffung verlässlicher und nachhaltiger Strukturen zur Finanzierung von Schutzhäusern, dem bedarfsgerechten Ausbau der Beratungsinfrastruktur, sowie Präventionsangeboten geboten“, sagt Lilian Spogahn, Geschäftsführerin des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt und Gleichstellungsbeauftragte der Kreisverwaltung Wesel.

#Gretchenfrage Politische Teilhabe: Etwa ein Drittel der Bundestagsabgeordneten
sind weiblich, der Anteil der Bürgermeisterinnen beträgt jedoch nur 11,7 Prozent.
Nur durch Parität können die Belange von Frauen wirklich gesehen werden.
Auch in der Kommunalpolitik ist der Frauenanteil viel zu niedrig.

#Gretchenfrage Gesundheit: Männer und Frauen haben individuelle Bedürfnisse im Rahmen ihrer
Gesundheitsvorsorge. Der harte Kerl, der nicht traurig sein darf, hat im 21. Jahrhundert ausgedient.
Psychische Erkrankungen wie Depressionen sind kein Spaß. Das Risiko, durch eine nicht
erkannte Depression in eine, für die Betroffenen lebensbedrohliche Situation zu geraten, ist hoch.
Obwohl Depressionen bei Frauen ungefähr doppelt so häufig diagnostiziert werden als bei Männern,
liegt der Anteil derjenigen Männer, die infolge einer Depression Suizid begangen haben,
mit 60 bis 70 Prozent deutlich über dem Anteil an Frauen.
Geschlechtersensible Vorsorgen sind selten zu finden. Präventionsangebote für Männer und Frauen retten
Leben und schenken ein erfülltes, aktives und gesundes Leben. Gleichstellungsarbeit ist für Frauen und
Männer wichtig. „Gesundheit ist nicht alles aber ohne Gesundheit ist Alles nichts“.
Dafür setzt sich Regina Lenneps, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Wesel, ein.

#Gretchenfrage Alleinerziehende: Alleinerziehende sind fünfmal häufiger von Armut
betroffen als Zwei-Eltern-Familien und 88 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen.
„Die finanzielle Situation von Alleinerziehenden muss verbessert werden.
Möglich wäre dies durch eine steuerliche Entlastung und sichere Kinderbetreuung.
Das würde auch langfristig die Situation von Alleinerziehenden stärken
und ist ein wichtiges Instrument im Kampf gegen weibliche Altersarmut“, so Jacqueline Rittershaus,
Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Moers.

Auf solche und weitere Gretchenfragen muss die Politik Antworten geben.
Entsprechende Anträge an die Bundesregierung haben die Teilnehmerinnen auf der Bundeskonferenz
verabschiedet.
Foto: BAG/Susanne Hübner

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