Zu Besuch bei einer Tagespflege: gemeinsam statt einsam
Zu Besuch bei einer Tagespflege: gemeinsam statt einsam
Moers. (pst) Ein Kamin, ein Strandkorb, eine eingedeckte Tafel und um die Ecke eine entspannte Gruppe älterer Menschen, die Bingo spielen: Einsam und langweilig – wie manchmal zu Hause – ist es hier nicht! Bis zu 14 Gäste genießen bei der Tagespflege & Tagesbetreuung Am Schlosspark die behagliche Atmosphäre. Bürgermeister Christoph Fleischhauer hat gemeinsam mit Wirtschaftsförderer Jens Heidenreich die Einrichtung Mitte September besucht. Beim Hereinkommen begrüßt sie Pflegefachkraft und Einrichtungsleiterin Viktoria Seibert mit offenen Armen. Im Eingangsbereich nehmen sie auf urigen Sesseln und einem Sofa Platz. Viktoria Seibert berichtet von Menschen, die ihr Angebot dringend brauchen: „Wir bekommen viele Anrufe von Menschen, die sagen, dass sie sehr einsam sind. Viele wissen gar nicht, dass es die Tagespflege gibt.“ Sobald ein Pflegegrad vorliegt, übernehmen die Pflegekassen die Kosten für die Betreuung.
Entspannen vor dem Kamin oder im Strandkorb
Viktoria Seibert öffnet die Tür zum Kaminzimmer. Sie hat sich bewusst entschieden, keine Pflegebetten darin aufzustellen. Sie setzt sich in einen der Sessel und fährt die Fußablage hoch, um die alternativen Sitzmöglichkeiten vorzuführen. „Das ist ja wie zu Hause oder sogar noch besser“, kommentiert Bürgermeister Christoph Fleischhauer den gemütlich eingerichteten Raum. Dort können die Gäste zum Beispiel nach dem Essen ungestört lesen oder entspannen. Als nächstes präsentiert die Einrichtungsleiterin das Urlaubszimmer. Hier ist Platz für Einzeltherapie oder Gespräche, wenn einer der Besucher traurig wirkt. „Ich setze mich dann mit in den Strandkorb und wir reden ein wenig“, erzählt sie. „Das hilft oft schon weiter.“
Wie ein Kur-Aufenthalt
Im größten und letzten Raum wartet bereits Gerd. Der 83-Jährige erzählt dem Bürgermeister glücklich, was der regelmäßige Besuch hier für ihn bedeutet: „Es ist ein bisschen wie ein Kur-Aufenthalt.“ Ab 8 Uhr morgens ist die Einrichtung geöffnet. „Manche Gäste kommen aber auch später, zum Beispiel die Langschläfer“, schmunzelt Viktoria Seibert. Nach dem Frühstück ist freie Zeit für Gymnastik, Gedächtnisspiele oder Ballspiele. An der großen Tafel nehmen dann auch wieder zum Mittagessen alle Platz und können von dort aus sogar in der angrenzenden Küche der Köchin bei ihrer Arbeit zusehen. Gerd ergänzt: „Danach ist der ‚Kur-Spaziergang‘ dran.“ Jeden Mittag gehen alle, die wollen, eine Runde durch den Park. Nachmittags spielen sie gemeinsam Bingo und treffen sich zu einer Kaffeerunde am Esstisch. Gegen 16 Uhr sind die meisten müde und freuen sich auch wieder auf ihr eigenes Zuhause.
Waffeln und Akkordeon für Abwechslung
„Die gewohnte Umgebung ist wichtig für die älteren Menschen, auch wenn man sich bei uns eigentlich wie in einem zweiten Zuhause fühlt“, erklärt Viktoria Seibert. Das Team besteht neben ihr und der bereits erwähnten Köchin aus einer Krankenschwester, einem Alltagsbegleiter, zwei Minijobbern, die regelmäßig für frische Waffeln oder ein Akkordeon-Vorspiel sorgen. Ab Oktober ist auch eine Auszubildende dabei. Wer die Tagespflege erstmal ausprobieren will, kann zu einem Probetag vorbeikommen. Gerd erinnert sich noch gut daran: „Ich fand es einfach toll“, resümiert er glücklich. Bürgermeister Christoph Fleischhauer betont bei der Verabschiedung: „Das Konzept der Tagespflegen ist ein echter Gewinn für unsere Gesellschaft – und für die Gäste erst recht!“
Infobox: Mehr Infos erhalten Interessierte bei Viktoria Seibert von der Tagespflege & Tagesbetreuung Am Schlosspark unter 0 28 41 / 99 97 889 (Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr). Auch für Menschen, deren Verwandte einen Pflegegrad haben, steht die Einrichtungsleiterin für Rückfragen bereit.
Bildzeile: Bürgermeister Christoph Fleischhauer besucht die Gäste der Tagespflege beim täglichen Bingo-Spiel. (Foto: pst)