Kann man sich am Impfzentrum auch hinsetzen?‘ – Die Sorgen der Senioren
Moers. (pst) „Impf-Hotline Stadt Moers, Valerie Carré, guten Tag!“, begrüßt eine ruhige Stimme den Anrufer. Vor ihr liegt ein Telefonleifaden, der sie daran erinnert, welche Fragen zu klären sind. Darunter sind unter anderem der Familienstand, die Wohnsituation sowie die Möglichkeit der ÖPNV-Nutzung. Am 25. Januar ging die Aktion der Stadt Moers los: Der letzte Notnagel für diejenigen, die nicht wissen, wie sie zum Impfzentrum kommen sollen, ist die Hotline des Rathauses. Mitarbeiterinnen der Leitstelle Älterwerden bedienen sie. Soweit die Theorie.
Empathie gefragt
Doch schnell wurde klar, dass es oftmals um viel mehr als die Frage nach Transportmöglichkeiten geht. „Die älteren Menschen sind ängstlich und durch die Virussituation sehr unsicher geworden. Viele trauen sich gar nicht mehr aus dem Haus“, berichtet Valerie Carré von den Anrufen, die täglich bei ihr eingehen. Gemeinsam mit Kolleginnen aus der Leitstelle Älterwerden zeigt sie Empathie und bietet den Seniorinnen und Senioren ein offenes Ohr. „Die meisten brauchen einfach ein paar menschliche Tipps. Man merkt, dass im Lockdown viele sehr einsam sind. Sie wissen, wie schwierig der Alltag mit Homeoffice und Homeschooling für ihre Verwandten geworden ist und wollen mit ihren Sorgen keine zusätzliche Belastung sein.“
Seniorentelefon in Planung
Die Impf-Hotline des Rathauses ist eher ein Sorgen- oder Klöntelefon. Mit teilweise einfachen und doch sorgenvollen Fragen wie ‚Kann ich mich am Impfzentrum hinsetzen, wenn ich warten muss?‘ oder ‚Was ist, wenn ich mir den Termin nicht richtig notiere?‘ werden die Mitarbeiterinnen konfrontiert. „Eine Dame hat sich sogar dafür entschuldigt, dass sie beim Telefonat geweint hat.“ So sind die Gespräche teilweise auch sehr emotional. Der Bedarf der Seniorinnen und Senioren wird den städtischen Kolleginnen beim Telefonieren sehr deutlich. Daher wollen sie gemeinsam mit der Freiwilligenzentrale, ehrenamtlichen Akteuren aus den Begegnungsstätten sowie dem Seniorenbeirat ein neues Projekt aufbauen – sozusagen ein ‚richtiges Seniorentelefon‘, um einfach mal zu reden. „Die Menschen sind dankbar, wenn man einen Moment zuhört und ihnen die Angst nimmt“, weiß Valerie Carré. „Das können auch andere Freiwillige leisten, man braucht nicht viel Vorwissen. Vielleicht wird es sogar eine Hilfe von Senioren für Senioren.“ Bis es soweit ist, sind Valerie Carré und ihre Kolleginnen weiterhin erreichbar – auch für diejenigen, die ein zweites oder drittes Mal anrufen wollen.
Infobox: Die Impf-Hotline der Stadt Moers ist für Notfälle zu den regulären Bürozeiten unter 0 28 41 / 201-400 erreichbar.
Bildzeile: Valerie Carré, Planerin der Leitstelle Älterwerden hilft unsicheren Senioren am Telefon mit einem offenen Ohr und viel Empathie weiter. (Foto: pst)